Jimmy Hoffer soll die Admira mit Toren auf Kurs bringen.

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Die Oma lebt. Sie ist 82 Jahre alt, es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Vor zwei Jahren hat sie ein Interview gegeben, und es ist aus ihr richtig rausgesprudelt. Eleonore Probst erreichte während der U20-WM 2007 Kultstatus (Oma-Hoffer!), als sie das Turnier im fernen Kanada daheim in Baden verfolgte, die ORF-Kameras und -Mikrofone teilhaben ließ.

Sie hat sich nie ein Blatt vor dem Munde genommen, äußerte Kritik am Enkerl. "Es war sein größter Fehler, von Rapid wegzugehen." Der Vorfall liegt genau zehn Jahre zurück. 2009 wurde Erwin Hoffer im Hanappi-Stadion feierlich verabschiedet. Der wieselflinke Stürmer weinte vor Rührung, Fußballer neigen zur Sentimentalität. Der SSC Napoli hatte ihn um rund fünf Millionen Euro verpflichtet (Fünfjahresvertrag). Der Jimmy ging nicht zum Regenbogen, sondern er zog aus, in die große, weite Fußballwelt – nach Italien.

Zurück in der Südstadt

Im August 2019 sitzt er wieder in der Südstadt. Hoffer ist mittlerweile 32 Jahre alt. Der Kreis hat sich geschlossen, 2002 begann hier seine Karriere, 2006 holte ihn Rapid. Jetzt ist er wieder Admiraner, das Angebot passte, das Ambiente hat sich kaum verändert, Südstadt bleibt Südstadt. Die Kabinen sind anders aufgeteilt, größer, damit kommt man zurecht "Ich habe ein gutes Gefühl." Und er widerspricht mit dem Ausdruck des Bedauerns seiner Oma.

"Ich bereue meinen Schritt nicht, ich würde es wieder tun. Was ich erlebt und welche Erfahrungen ich gesammelt habe, das nimmt mir keiner." Hoffer spricht nicht vom Ende einer Reise. "Ich bin fit, möchte noch viele Jahre dranhängen. Im Fußball kann es sehr schnell gehen." Was er im Ausland gelernt hat? "Du entwickelst dich als Mensch, wirst selbstständiger." Er legt Wert darauf, nicht gescheitert zu sein. "Da war nichts Falsches dabei, ich war in der deutschen Bundesliga, habe 28 Länderspiele bestritten. Ich habe immer hart trainiert, füllte nie die Klatschspalten, habe mich nie gehen lassen. Ich muss niemanden etwas beweisen, nur mir selbst. Ich weiß, was ich kann, spiele Fußball, weil es mir Spaß macht."

Ruhiger Mensch

Sein Marktwert lag bei fünf Millionen, nun sind es geschätzte 300.000 Euro. Wäre Hoffer eine Aktie, sie befände sich im Sinkflug gen Ramschstatus "Was heißt Marktwert? Ob mir etwas gefehlt hat, können nur Trainer bewerten." Hat er finanziell ausgesorgt? "Über Geld rede ich nicht."

Hoffer, dem Wayne Rooney extrem taugt, war fast so schnell wie der Schall. Er rannte Verteidigern davon, scheute keinen Zweikampf, ließ sich auf dem Platz nichts gefallen. "Abseits bin ich halt ein ruhiger, lieber Mensch. Ich hatte das Glück, nie schwer verletzt gewesen zu sein."

Da er seine Zukunft nicht unbedingt in der Vergangenheit sieht, hält er sich mit deren Bewältigung nicht lange auf. Ja, Rapid sei seine große Fußballliebe. Schon als Bub war er ein Fan, er trug stolz ein Kühbauer-Leiberl. "Der war mein Held." Es wurden 85 Ligapartien für Rapid (41 Tore), Höhepunkt war der Meistertitel 2008. Das Match, das in heute noch rührt, war jenes daheim gegen Altach. "Da stand es nach einer halben Stunde 3:0, und wir hatten den Titel fixiert. Eine Party ohne Ende."

Tolle Adressen

Neapel hat er maximal gesehen, gestorben ist er dort nicht. Nur acht Matches. Hoffer wurde verliehen, was ihn nicht gekränkt hat. "So ist das Geschäft." Kaiserslautern, Eintracht Frankfurt, wieder Kaiserslautern, Fortuna Düsseldorf, Karlsruher SC. "Tolle Adressen, es gibt weit kleinere Klubs." Überall seien die Fans super, die Stadien toll gewesen. "Von einem anderen Stern waren die Frankfurt-Anhänger." In den vergangenen zwei Jahren war er in Antwerpen, beim belgischen Zweitligisten Beerschot Wilrijk engagiert. "Die Leute haben keine Ahnung, dieser Verein wäre in Österreich nie in Abstiegsgefahr." Unter diversen Trainern hat er gedient, Armin Veh sei "ein cooler Typ" gewesen. "Der hat mit jedem gesprochen, war locker, er zeigte ein anderes Gesicht, wenn du die Leistung nicht gebracht hast." Mit Peter Pacult konnte man bei Rapid großen Spaß haben. "Allerdings hat er, wenn es nicht passte, leicht durchgedreht."

Admiras Coach Reiner Geyer kennt er erst seit ein paar Tagen. Am vergangenen Samstag wurde Hoffer beim 0:1 daheim gegen den LASK eingetauscht, am Sonntag ist die Austria auswärts der Gegner. Hoffer: "Sie ist der Favorit." Die Admira hat nach drei Runden null Punkte. "Wir werden uns eher nach unten orientieren müssen, aber noch ist nichts passiert. Hast du nach zehn Runden keine Punkte, wird es eng." Was er versprechen kann: "Wir werden sicher nicht Meister." Hoffer möchte der Mannschaft helfen, gegnerische Verteidiger binden, Löcher aufreißen. "Natürlich sind Tore für jeden Stürmer wichtig, aber der gemeinsame Erfolg zählt."

An die U20-WM erinnert sich eher die Oma, das Enkerl schoss drei Tore, Österreich scheiterte erst im Halbfinale. "Mehr als einen Monat in Kanada zu sein war schon ein Wahnsinn." Die Oma ist übrigens nur einmal im Ausland gewesen, sie war auf Kurzbesuch in Neapel und extrem froh, wieder heimfahren zu dürfen. "Jetzt sehen wir uns öfter. Meine Reise geht weiter." (Christian Hackl, 17.8.2019)