Die DNA von #GamerGate ist heute noch allgegenwärtig.

Foto: KnowYourMeme/GamerGate

#GamerGate ist mittlerweile fünf Jahre her. Die New York Times hat sich mit der damaligen "Bewegung" in einem ausführlichen Bericht erneut auseinandergesetzt und ist zu dem Schluss gekommen, dass der Zwischenfall noch bis heute nachwirkt und dabei ein Manuskript für Krieg im Netz geschaffen wurde. Zeit, also sich mit den Ursprüngen von #GamerGate auseinanderzusetzen.

Untreue Entwicklerin

Am 15. August 2014 veröffentlichte der Ex-Freund einer Spieleentwicklerin schwere Vorwürfe: Die Partnerin soll untreu sein und durch ihre Affäre mit einem Journalisten beim Spielemedium Kotaku wohlwollende Berichterstattung herbeiführen. Unterlegt wurde die Behauptung mit Screenshots von Mails, Facebook-Messages und SMS.

Leben der Frau "am besten zerstören"

Dem Ex ging es primär darum, sich an seiner ehemaligen Partnerin online zu rächen. Die Taktik ging auf: User auf Reddit und 4Chan griffen das Posting auf und machten sich auf Spurensuche und attackierten die Frau und ihre Familienmitglieder. Private Infos und Nacktbilder wurden veröffentlicht. Im Netz wurde diskutiert, wie man das Leben der Entwicklerin "am besten zerstören kann".

Worum ging es der "Bewegung" überhaupt?

In weiterer Folge gerieten auch Feministin Anita Sarkeesian Brianna Wu ins Lauffeuer der GamerGate-Bewegung. Worum es den wütenden Usern überhaupt ging, wurde immer unklarer. Generell wurde aber gegen "Korruption" und "Nepotismus" im Gamesjournalismus gewettert, gegen die Vorverurteilung der Spieler als misogyn und sexistisch und den Einfluss von Feminismus und "Social Justice Warriors" auf den Spielejournalismus und die gesamte Branche. Dabei wurde auch auf Verschwörungstheorien zurückgegriffen.

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Noch nie dagewesene Belästigung

Belästigung im Netz gab es schon vor GamerGate, allerdings soll es zuvor noch nie eine derart laute "Bewegung" gegeben haben, wie Whitney Phillips, Professor an der Uni Syracuse gegenüber der New York Times schildert. Dies soll laut Phillips auch damit einhergegangen sein, dass Social Media-Plattformen immer mehr in den Mainstream rückten. Zur damaligen Zeit gab es auf Facebook, Twitter und Co. nicht wirklich Moderation.

Rechte nutzten GamerGate für sich

Aus dieser Zeitspanne stammen auch Netzpersönlichkeiten, die auch heute noch aktiv sind. Darunter die rechten Blogger Mike Cernovich und Rosh V. Auch Milo Yiannopoulos kam in dieser Zeit zu Ruhm, der damals noch für das rechtspopulistische Medium Breitbart schrieb. Breitbart-Chef Steve Bannon erkannte den Wert von GamerGate für sich: Gemeinsam ging es gegen Feminismus und "Gutmenschen". "Du kannst diese Armee aktivieren. Die sind zu uns unter anderem über GamerGate gekommen und wir haben sie für Politik und Trump gewonnen", erzählte Bannon 2017 in einem Interview.

DNA der Bewegung omnipräsent

Heute ist die damalige "Bewegung" in vielzähligen Formen weitverbreitet im Netz: Hashtags-Kampagnen, Fake-Accounts auf Twitter, Falschinformationen und Hoaxes für den eigenen Zweck, rassistische und sexistische Memes und rechte Influencer. Die DNA von GamerGate soll laut dem Bericht der New York Times im Netz allgegenwärtig sein.

Ähnliches Muster bei allen Kampagnen

Etliche Beispiele aus der jungen Vergangenheit zeigen ein ähnliches Muster auf: In den sozialen Netzwerken wird mit teils manipulativen Methoden gegen eine Sache aufgerufen, die sich bei Erfolg dann wie ein Lauffeuer verbreitet und Konsequenzen in der Realität mit sich bringt.

Auswirkungen auch heute noch spürbar

Welche Auswirkungen solch eine Kampagne für eine Person oder Unternehmen hat, zeigt sich am Beispiel besagter Spieleentwickerin. Auch heute wird die Frau noch von Unbekannten im Netz belästigt. Sie hat mittlerweile auch ihre alte Heimat verlassen, da ihre Adresse im Internet umhergereicht wurde. Die Entwicklerin hatte nach dem Bombenanschlag auf den Marathon in Boston ihre Wohnung als Zufluchtsort eingetragen. (red, 17.8.2019)