Spontane Jibelfeirern im Sudan mit sudanesischen Flaggen (klein) und der äthiopischen Landesflagge. Unter Mediation Äthiopiens wurde die Verfassungserklärung ausverhandelt.

Monatelange Proteste gingen dem Sturz von Machthaber Omar al-Bashir voraus. Nun beginnt der Prozess gegen ihn.

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DER STANDARD

Khartum – Im Sudan haben das Militär und die prodemokratische Opposition mit der Unterzeichnung eines Abkommens zur Machtteilung den Weg für eine Übergangsregierung freigemacht. Die am Samstag von beiden Seiten unterzeichnete Verfassungserklärung soll die Aufteilung der Macht regeln und einer Zivilregierung den Weg ebnen.

Dazu soll ein gemeinsamer Rat aus Militärangehörigen und Zivilpersonen gebildet werden, der drei Jahre und drei Monate an der Macht ist. Bei der Unterzeichnung des Abkommens waren auch zahlreiche ranghohe Politiker-Delegationen aus den Nachbarländern anwesend.

Jubelfeiern im ganzen Land

Unmittelbar danach gab es in der Hauptstadt Khartum und anderen großen Städten des Landes Jubelfeiern. "Ich denke, das ist heute der erste Schritt in Richtung auf eine echte, zivile Regierung; heute ist der Augenblick, in dem das sudanesische Volk die Früchte seiner Revolution ernten können, von der es träumte und für die viele starben", erklärte die Studentin Alas Salah. Sie gilt als Ikone der Protestbewegung, seit sie im weißen traditionellen Gewand von einem Autodach eine flammende Rede hielt und Parolen rief.

Unter dem Druck der Massenproteste hatte das Militär im April den Langzeitpräsidenten Omar al-Bashir abgesetzt, der das Land im Nordosten Afrikas 30 Jahre lang mit harter Hand regiert hatte. Bashir soll in Kürze der Prozess gemacht werden.

Deutscher Außenminister erfreut

Der deutsche Außenminister Heiko Maas begrüßt das Abkommen: "Der heutige Tag kann ein Wendepunkt in der Geschichte Sudans und Startpunkt auf dem Weg zu einer stabilen und friedlichen Demokratie sein, die den Bürgerinnen und Bürgern des Landes eine gute Zukunft ermöglicht". Der SPD-Politiker erklärte Samstag Abend in Berlin, "dies ist der Anfang eines weiten Weges – ich bin zuversichtlich, dass der demokratische Wandel in Sudan gelingen kann."

Nun gelte es, Abkommen mit Leben zu erfüllen. "Die Macht muss vollständig an die zivile Übergangsregierung übertragen werden, welche in inklusiver und transparenter Weise darauf hinarbeiten muss, dass nach Ende der Übergangszeit allgemeine und demokratische Wahlen abgehalten werden können." Gemeinsam mit seinen Partnern werde Deutschland das Land nach Kräften unterstützen. (APA, 17.8.2019)