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München – Das Hadern von Serienmeister Bayern München nach dem verpassten Gewohnheitssieg im Auftaktspiel der Fußball-Bundesliga hielt sich in erstaunlichen Grenzen. Als ärgerlich und unnötig, aber keinesfalls besorgniserregend stuften Bosse, Trainer und Profis des FC Bayern das 2:2 (1:2) am Freitag gegen Hertha BSC ein. Ein Transfercoup sorgte da im Lager von ÖFB-Star David Alaba für weit mehr Emotionen.

"Es nutzt nichts, wenn wir jetzt lamentieren über ein Unentschieden. Berlin hat es gut gemacht, wir haben es nicht so schlecht gemacht. In den nächsten Spielen werden wir schon einfahren, was wir heute leider nicht geschafft haben, den Sieg", meinte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Die zwei eingebüßten Punkte gleich zum Start mochte der Bayern-Chef nicht als größere Hypothek einstufen: "Nach dem 10. Spieltag kann man mal ein erstes Fazit ziehen, wie die Saison ist."

Coutinho kommt

Die Gelassenheit speiste sich wohl auch daraus, dass der Krösus der deutschen Bundesliga nach dem vom Ergebnis her missglückten Auftaktspiel einen Transfercoup bestätigen konnte. Der brasilianische Nationalspieler Philippe Coutinho (27) kommt zunächst für ein Jahr auf Leihbasis vom FC Barcelona. Die "komplette Bundesliga" könne sich auf diesen Star freuen, erklärte Bayern-Trainer Niko Kovac glücklich.

Spätestens am Montag wird der "kleine Magier" Coutinho in München erwartet – und die Vorfreude auf die neue Attraktion der Bundesliga ist beim FC Bayern jetzt schon groß. "Wir bieten unseren Fans was Spektakuläres. Er ist ein Spieler mit vielen Qualitäten, eine richtige Verstärkung für unsere Mannschaft", schwärmte Salihamidzic nach dem mageren 2:2 (1:2) gegen Hertha BSC. Über diesen "Topspieler" könne sich nicht nur der FC Bayern, "sondern ganz Deutschland freuen", sagte Trainer Niko Kovac.

Auch die Mannschaft begrüßt den Transfer. "Er ist ein überragender Fußballer, der uns sicher gleich weiterhelfen wird", meinte Niklas Süle. Coutinho werde "das Offensivpotenzial, das wir schon haben, mit seiner technischen Qualität aufwerten. Er ist für uns ein sehr wichtiger Spieler, nicht nur vom Namen her", betonte auch Rummenigge.

Kaufoption nach Leihe

Dass Coutinho, für den Barca im Januar 2018 rund 160 (!) Millionen Euro an den FC Liverpool gezahlt hatte, nach München kommt, darf durchaus als Zeichen an die europäische Konkurrenz gewertet werden. Vorbehaltlich des Medizinchecks wird der Offensivspieler für ein Jahr ausgeliehen. Im Anschluss besitzt der FC Bayern eine Kaufoption. Zur Höhe äußerten sich die Bayern nicht, billig wird Coutinho sicher nicht sein – auch wenn er in Barcelona an der Seite von Lionel Messi nicht immer überzeugen konnte. Doch in Liverpool unter Jürgen Klopp war er als "kleiner Magier" gefeiert worden.

Doch damit nicht genug der Neuigkeiten von der Säbener Straße. Der FC Bayern verpflichtete auch den Franzosen Michael Cuisance (20) von Ligakonkurrent Borussia Mönchengladbach. Die Borussia bestätigte den Deal am Samstag. Cuisance besitze, so Salihamidzic, "sehr großes Potenzial. Er hat Mentalität und eine hervorragende Technik".

Die Ablösesumme für den hochtalentierten Mittelfeldspieler soll sich um die zehn Millionen Euro bewegen. Nach der schweren Knieverletzung bei Sane hatten die Münchner am Dienstag bereits den kroatischen Vizeweltmeister Ivan Perisic von Inter Mailand ausgeliehen, davor hatten sie Lucas Hernandez (80 Mio. Euro), Benjamin Pavard (35 Mio.) und Fiete Arp (3 Mio.) geholt.

Vor dem Tor ausbaufähig

Gegen wehrhafte Berliner hätten die Bayern Coutinho schon bestens gebrauchen können. Oder den wegen einer Gelbsperre aus der Zeit bei Inter Mailand in der Allianz Arena nur zuschauenden Neuzugang Ivan Perisic. Denn das Toreschießen war das größte Problem gegen einen guten Hertha-Torwart Rune Jarstein. Nur Torschützenkönig Robert Lewandowski erledigte seinen Job gewohnt verlässlich. Der Pole traf zum 1:0 und glich mit einem Foulelfmeter nach Videobeweis auch zum 2:2 aus. Das Siegestor glückte dominanten Bayern danach nicht.

"So ein Spiel passiert vielleicht einmal in der Saison", bemerkte Lewandowski zum geringen Ertrag: "Wir haben nur einen Punkt geholt, das tut weh." Den Torjäger freute umso mehr die Verpflichtung von erst Perisic und nun Coutinho. "Das ist ein Topspieler. Wir sind sehr zufrieden", sagte Lewandowski, der Verstärkungen angemahnt hatte.

Herthas neuer Chefcoach Ante Covic war über seinen gelungenen Bundesliga-Einstand happy. "Wenn du in München ein 2:2 holst, ist alles in Ordnung", kommentierte der 43-Jährige. Nach einem Doppelschlag durch Bayern-Schreck Dodi Lukebakio und Marko Grujic kurz vor der Pause schnupperten die Berliner am Überraschungssieg. (APA, sid, red, 17.8.2019)