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Nach zweieinhalb Wochen auf See hat Spanien dem Rettungsschiff Open Arms offiziell Algeciras in Andalusien als sicheren Hafen angeboten.

Foto: REUTERS/Guglielmo Mangiapane

Madrid/Rom – Das Rettungsschiff Open Arms darf in Spanien einlaufen. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez habe angesichts der Notlage an Bord und der "unbegreiflichen" Haltung Italiens angeboten, dass das Schiff mit mehr als hundert Migranten an Bord im Hafen von Algeciras anlegen dürfe, teilte die Regierung in Madrid am Sonntag mit. Italiens rechter Innenminister Matteo Salvini hatte ihm zuvor zwei Wochen lang die Landung auf Lampedusa verweigert, obwohl das Schiff vor der Insel lag.

"Ich habe veranlasst, dass der Hafen von Algeciras für den Empfang der #OpenArms aktiviert werden soll", twitterte der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez am Sonntag. "Spanien handelt immer in humanitären Notfällen."

Fünf Tage Fahrt

Die Flüchtlingshelfer haben das Angebot allerdings abgelehnt. Der Vorschlag sei angesichts der Notlage an Bord "vollkommen undurchführbar", sagte eine Sprecherin der Hilfsorganisation Proactiva Open Arms. Der Gründer der NGO, Oscar Camps, verwies auf Twitter darauf, dass eine Fahrt von der italienischen Insel Lampedusa nach Algeciras mindestens fünf Tage dauern würde. "Jetzt wollen sie, dass wir 950 Meilen fahren, weitere fünf Tage (...), zum am weitesten entfernten Hafen im Mittelmeer, mit einer untragbaren Situation an Bord?", fragte Camps. Proactiva forderte eine sofortige Landung auf Lampedusa.

Sechs EU-Länder, darunter Deutschland und Spanien, hatten sich zuletzt bereits bereit erklärt, Menschen von Bord der Open Arms aufzunehmen. Frankreich kündigte an, 40 Gerettete aufnehmen zu wollen.

Nur Minderjährige durften von Bord

Salvini hatte am Samstag nach langem Streit 27 unbegleitete Minderjährige von der Open Arms an Land gehen lassen, 105 Erwachsene und zwei begleitete Minderjährige mussten aber an Bord des Schiffs der spanischen NGO Proactiva Open Arms bleiben. Dafür wurde Salvini zuletzt von der NGO kritisiert. "Erbärmlich ist, wer 107 Menschen ohne Namen und Helfer als Geiseln nutzt, um xenophobe und rassistische Propaganda zu betreiben", so die spanische Hilfsorganisation auf Twitter. Auf Facebook postete sie eine gleichlautende Nachricht mit einem Video.

Augenzeugen zufolge war die Situation an Bord zuletzt immer angespannter geworden. Das spanische Fernsehen zeigte Bilder von Menschen an Bord, die Weinkrämpfe erlitten, andere reagierten wütend. Die Crew versuchte, die Menschen zu beruhigen. Einige hatten damit gedroht, Selbstmord zu begehen. Camps hatte ein Video gepostet, dass mehrere Menschen zeigte, die von Bord gesprungen waren. "Wir haben seit Tagen davor gewarnt, die Verzweiflung hat Grenzen. Sie springen ins Wasser und Helfer versuchen, sie aufzuhalten", schrieb er dazu.

Die Menschen harren zum Teil seit 17 Tagen auf engstem Raum aus. Seit die Open Arms in unmittelbarer Nähe von Lampedusa liegt, ist der psychologische Druck noch größer: Die Menschen haben Land in Sicht, das sie aber nicht betreten dürfen. "Die Menschen verlieren die Geduld", sagte eine spanische Fernsehreporterin an Bord.

Weitere 57 Migranten gerettet

Am Sonntag hat die italienische Küstenwache außerdem nahe Lampedusa 57 Menschen auf einem Boot entdeckt und auf die Insel gebracht. Es handle sich wahrscheinlich um Tunesier, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Demnach befand sich das Boot vor der Küste von Lampione, einer unbewohnten Nachbarinsel von Lampedusa.

Unter den Geretteten waren eine schwangere Frau und ein Bub, der offenbar einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte. Ein Arzt untersuchte ihn, bevor er mit den anderen am Samstagabend in ein Aufnahmezentrum gebracht wurde. (APA, red, 18.8.2019)