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Die Biografie von Johann Graf ist schnell und leicht erzählt. Dass sich die Porträts des Novomatic-Gründers so ähneln, liegt an der dürren Nachrichtenlage über ihn. Er vermeidet Kontakte mit den Medien, tritt praktisch nicht in der Öffentlichkeit auf. Sehr wohl in seinem Konzern, der mit 23.000 Mitarbeitern und Aktivitäten in 70 Ländern zu den ganz Großen des internationalen Glücksspiels zählt und Primus in Europa ist. Wenn ihm etwas nicht passt, ruft er schon einmal direkt beim zuständigen Mitarbeiter an, um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen.

Das ist weder verboten noch ungewöhnlich für den Eigentümer eines Unternehmens. Ungewöhnlicher ist da schon eher, dass Graf weder im Vorstand noch im Aufsichtsrat von Novomatic sitzt und dennoch die Fäden zieht. Der gelernte Fleischhauer schwebt gleichsam über den Aktivitäten der Gruppe mit Sitz im niederösterreichischen Gumpoldskirchen.

Technik-Freak

"Sein Faible ist die Technik", sagt ein Angestellter des Konzerns, da gebe es immer wieder Input von ihm. Auch was die Marktsituation anbelangt, könne ihm niemand das Wasser reichen: "Er kennt alle Märkte und Zahlen", weiß ein Kollege aus "Österreichs umstrittenstem Konzern" (©: "Profil") zu berichten.

Harald Neumann (links) und Grafs Sohn Thomas leiten die Novomatic operativ.
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Auch mit der Politik hält er enge Kontakte. Laut der Anordnung für die Hausdurchsuchung rund um eine angebliche Bestechungsaffäre bei der Bestellung des FPÖlers Peter Sidlo zum Finanzvorstand der Casinos Austria wird Graf als Beschuldigter geführt. Der 72-Jährige soll den Deal auch mit dem früheren Finanzstaatssekretär Hubert Fuchs (FPÖ) am Rande einer Glücksspielmesse in London akkordiert haben. Das wird sowohl von Novomatic als auch von Fuchs als völlig haltlos zurückgewiesen. Bei dem Gespräch sei es nicht um derartige Fragen gegangen, wird sinngemäß verlautbart.

Von Hahn bis Gusenbauer

Auch zu anderen Parteien soll Graf ein gutes Verhältnis haben, vor allem zur ÖVP. Johannes Hahn verließ die Wiener Landespolitik in Richtung Gumpoldskirchen, um von dort in die Regierung zu wechseln. Mit Aufsichtsrätin Barbara Feldmann ist zudem eine Wiener Lokalpolitikerin im Aufsichtsrat des Konzerns vertreten. Alfred Gusenbauer wollte Graf ursprünglich zum Präsidenten des Kontrollgremiums ernennen, doch die Bestellung kam dann doch nicht zustande. Davor saß schon Ex-Innenminister Karl Schlögl im Aufsichtsrat des Unternehmens. Das ist übrigens weit größer als die 2,6 Milliarden Euro Umsatz, die im jüngsten Geschäftsbericht nachzulesen sind. Denn ein beträchtlicher Teil der Geschäfte läuft über Grafs Novo Swiss, mit der die Gruppe auf fünf Milliarden Euro an Erlösen kommt.

Milliardär

Abgesehen von den vielen Vorwürfen gegen Novomatic erinnert die Geschichte ihres Gründers ein wenig an jene des Tellerwäschers, der es zum Millionär brachte. Nur dass sein Vermögen mittlerweile auf knapp neun Milliarden Euro geschätzt wird und eben eine Fleischerlehre am Beginn stand. Dann fing der Vater dreier Söhne an, Flippergeräte zu importieren, was sich als einträgliches Geschäft erweisen sollte. Davor wuchs er bei den Großeltern in einer kleinen Wohnung in Wien-Döbling mit Klo am Gang auf.

Novomatic wird zwar angefeindet, am Ende ist der Konzern nicht.

Die Skepsis gegenüber dem Glücksspiel ist beim Unternehmer nie angekommen, wie man aus einem seiner raren Interviews schlussfolgern kann. Ein schlechtes Gewissen habe er deshalb nicht, sagte der Träger der Ehrentitel Professor und Kommerzialrat einst dem "Trend". Ein Weinbauer habe ja auch keine Gewissensbisse, nur weil er Wein herstelle. (Andreas Schnauder, 18.8.2019)