H.C. Strache arbeitet offenbar an seiner Rückkehr auf die politische Bühne.

Schon klar: Für Heinz-Christian Strache ist die Situation alles andere als angenehm. Er wird nicht als erster blauer Bundeskanzler oder zumindest als langjähriger Vizekanzler in die Geschichtsbücher eingehen, sondern als korruptionsbegabter Ibiza-Urlauber, der mit seinen Fantasien und Prahlereien seine eigene Regierung zu Fall gebracht hat. Das auszuhalten, ist für Strache schwierig. Er, vor dem einst die politische Konkurrenz erzitterte, schwirrt nun als peinlicher "Red Bull Brother from Austria" durch die Sphären. Und das ist mit derzeitigem Blick auf die Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft noch das Beste, das ihm nach Ibiza passieren kann. Im schlimmsten Fall drohen juristische Probleme gröberer Dimension.

Kein Wunder also, dass der frühere FPÖ-Obmann beinahe täglich ausrückt, um sein politisches Erbe zu verteidigen und auf seine Rückkehr auf die politische Bühne hinzuarbeiten. Damit tut er jedoch niemandem einen Gefallen – nicht einmal sich selbst. Er wirkt wie ein ehemaliger Chef, der einsam durch die Gänge seiner einstigen Firma schlurft. Oder wie ein Ex-Partner, der sich unaufgefordert immer wieder bei der Verflossenen meldet – und das, ohne die Gründe für das Beziehungs-Aus überhaupt eingesehen zu haben.

Strache blieb sitzen

Es stimmt zwar, dass Strache auf Ibiza mehrfach betont hat, er sei für Korruption nicht zu haben, und dass er darauf insistierte, alles habe "legal" zu sein. Doch genauso stimmt, was die beiden Ibiza-Aufdecker Frederik Obermaier und Bastian Obermayer im Interview mit "profil" gesagt haben: Strache blieb sitzen, als ihn die angebliche russische Oligarchin wiederholt auf Möglichkeiten zur Korruption ansprach. Und er schickte sogar nach seinem Abschied seinen damaligen Vize Johann Gudenus in die Finca zurück, um sich der Gunst der falschen Oligarchin zu versichern.

Dass Strache nicht versteht, warum ihn dieser Abend zumindest für einige Jahre für ein politisches Amt disqualifiziert, spricht Bände. Ebenso wie die Tatsache, dass er sich ausgerechnet den Kreml-Propagandasender Russia Today ausgesucht hat, um ein TV-Comeback zu feiern. Dass er sich dauernd und offenbar unabgesprochen zu Wort meldet, zeigt auch, dass es ihm mehr um sich selbst als um die FPÖ geht. Kein Wunder, dass der Unmut in der Partei größer wird. Doch noch immer gibt es genug Menschen in der FPÖ, die zu Strache halten. Aber es gibt dort ja auch Anhänger der Verschwörungstheorie, Jörg Haider sei wahrscheinlich ermordet worden – unter anderem Strache selbst.

Oligarchen und Verschörungstheorien

Dabei ist es keineswegs so, dass erst das Ibiza-Video gezeigt hat, wie Strache tickt. Es hat sein verschrobenes Weltbild nur allzu deutlich gemacht. Wer sich vorher mit dem einstigen FPÖ-Chef beschäftigt hatte, wusste schon, dass er die Nähe von Oligarchen sucht und diversen Verschwörungstheorien anhängt – etwa dass die EU die Schnitzelpanier verbieten will. Auch auf Ibiza hatte Strache den einen oder anderen abstrusen Gedankengang. Mehr wird man wohl in den kommenden Tagen erfahren, wenn neue Details aus Ibiza durchsickern.

So jemanden zum Vizekanzler zu machen, ist übrigens auch keine Bagatelle. Sebastian Kurz sollte sich überlegen, ob Türkis-Blau wirklich die richtige Entscheidung war – und ob er diese Koalition fortsetzen will, wenn es die FPÖ nicht einmal schafft, ihren schwer desavouierten Ex-Chef zum Schweigen zu bringen. (Fabian Schmid, 18.8.2019)