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US-Präsident Donald Trump verbreitete ebenfalls eine Verschwörungstheorie rund um Epsteins Tod auf Twitter.

Foto: REUTERS/Jonathan Ernst

Jeffrey Epstein war verurteilter Sexualstraftäter. 2019 wurde er erneut verhaftet, da ihm weitere Sexualstraftaten vorgeworfen wurden. Am 10. August fand man ihn tot in seiner Zelle. Mittlerweile hat seine Obduktion bestätigt, dass es sich um Suizid handelt. So viel steht fest. Doch im Netz wimmelt es nur so von Verschwörungstheoretikern, die das alles so nicht glauben. Der Fall Epstein zeigt einmal mehr, wie Fakten ignoriert werden und sich Menschen Ereignisse so hinbiegen, dass sie in ihr Weltbild passen, indem alles im Hintergrund gesteuert wird.

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Haftfoto von Jeffrey Epstein.
Foto: New York State Sex Offender Registry via AP

Trump teilte Verschwörungstheorie

Nach der Meldung von Epsteins Tod tauchten im Netz rasch Gerüchte auf, die ein anderes Bild als das vom mutmaßlichen Suizid zeichneten. Aufgrund seines großen Einflusses und guter Vernetzung auch in politische Kreise wurden sofort Vermutungen angestellt, dass jemand Epsteins Tod in Auftrag gegeben haben muss. Suizid in einer gut überwachten Einrichtung wie einem Gefängnis schien manchen Personen einfach zu verdächtig. Die Verschwörungstheorien wurden auch von Prominenten befeuert. US-Präsident Donald Trump etwa teilte einen Tweet, in dem der Suizid angezweifelt wurde und Epsteins Tod in Verbindung mit Ex-Präsident Bill Clinton gebracht wurde. Die US-Band Foster The People verbreitete auf Twitter das Gerücht, dass es sich bei Epsteins Leiche um ein Bodydouble gehandelt habe.

"Am Todesfall Epstein manifestiert sich so zum wiederholten Mal das verschwörungstheoretische Potenzial der weltweiten Vernetzung", analysiert der Philosoph auf Autor Jan Skudlarek in der "Zeit". Der Ablauf, wie sich Verschwörungstheorien bilden, sei immer gleich. Ob das nun der Tod eines umstrittenen Prominenten ist oder eine Katastrophe wie der 11. September. Ein Ereignis findet statt. Es wird davon in den Medien berichtet. Einige Menschen glauben nicht an die berichtete Darstellung des Ereignisses und verbreiten eigene Vermutungen, die sie jedoch als Fakt und Wahrheit präsentieren. Laut Skudlarek wird der Glaube an Verschwörungstheorien von politischem Extremismus und einem niedrigen Bildungsstand begünstigt.

Alle Zutaten für eine Verschwörungstheorie

Fälle wie jener von Epstein eignen sich besonders dazu, von Verschwörungstheoretikern aufgegriffen zu werden. Es geht um einen mächtigen Mann, Sexualverbrechen und Geld. Da muss ganz einfach eine Verschwörung im Hintergrund vor sich gehen, so der Glaube vieler Leute. Noch dazu, da Epsteins Tod nur wenige Wochen nach einem ersten Suizidversuch folgte. "Die da oben", die "Hintermänner" oder noch ominöser: einfach nur "die" haben Epstein umbringen lassen, um nicht selbst aufzufliegen.

Über soziale Netzwerke verbreiten sich Verschwörungstheorien heute schneller, aber neu ist das Phänomen natürlich nicht. "Verschwörungsdenken ist kein Außenseiterdenken, sondern seit jeher in der Mitte einer Gesellschaft, die sich auf Ereignisse, die sie nicht vollständig überblickt, einen Reim machen muss. In gewisser Weise ließe sich auch sagen: Nicht die 'Mainstream-Medien' spinnen, sondern die Spinner sind der Mainstream", so Experte Skudlarek. Neu sei allerdings, dass es mit Trump einen US-Präsidenten gibt, der nicht um Aufklärung bemüht ist, sondern Verschwörungstheorien auch noch selbst teilt und mit Fake-News-Vorwürfen immer wieder die Glaubwürdigkeit von Medien zu untergraben versucht.

Keine Logik

Dabei müssen die "alternativen Erklärungsmodelle" für Verschwörungstheoretiker gar nicht in sich logisch sein. In einer Studie wurde etwa herausgefunden, dass Menschen einerseits glaubten, Prinzessin Diana habe ihren Tod selbst vorgetäuscht. Andererseits glauben sie auch, dass sie ermordet wurde. Ihnen geht es nur darum, eine andere Erklärung zu finden als diejenige, über die in Medien berichtet wird. Eine von den Medien gejagte Prinzessin stirbt bei einem Autounfall. Ein verhafteter Millionär begeht in Gefangenschaft Suizid. Das sind für sie zu banale Erklärungen. Doch Suizide kommen in US-Gefängnissen öfter vor. Vor allem das Metropolitan Correctional Center (MCC), in dem der US-Millionär inhaftiert war, gilt als berüchtigt, wie der "Spiegel" berichtete.

Dass die Autopsie von Epstein nun dessen Suizid bestätigt, wird die Verschwörungstheoretiker mit großer Wahrscheinlichkeit nicht umstimmen – denn wer einen Mord in einem Gefängnis wie einen Suizid aussehen lassen kann, kann auch Autopsieergebnisse fälschen lassen. Und so wird sich die konspirative Theorie halten, dass Epstein aus dem Weg geräumt wurde. (red, 19.8.2019)