Zum G7-Treffen in Biarritz Ende dieser Woche ist Putin nicht eingeladen, weil er vor fünf Jahren die Krim-Halbinsel annektieren ließ. Dafür empfing Gastgeber Emmanuel Macron den russischen Präsidenten am Montagabend im Fort de Bregançon. Die imposante Sommerresidenz der französischen Staatspräsidenten an der Côte d'Azur bot das geeignete Umfeld, um ein diplomatisches Zeichen zu setzen: Macron will seinen Amtskollegen trotz allem so weit wie möglich in die internationalen Verhandlungen über drängende Dossiers – Handelskonflikt, Brexit, Syrien, Ukraine, Iran – einbinden.

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Nicht die Strandurlauber, sondern Macron und Putin im Fort de Bregançon werden beschützt.
Foto: REUTERS/Eric Gaillard

Macron bleibt damit seinem Credo treu, mit allen zu reden, dabei aber Klartext zu sprechen. So war er schon 2017 vorgegangen, als er kurz nach seiner Wahl Putin nach Versailles einlud – und dabei moskauhörige Medien ohne Umschweife der "Lüge" im französischen Präsidentschaftswahlkampf bezichtigte. In Paris mussten sich Macrons Berater schon im Vorfeld des Bregançon-Treffens gegen den Vorwurf verteidigen, der Dialog mit Putin habe in den vergangenen fünf Jahren nichts gebracht.

Auch am Montag gab es keine Annäherung. Putin erklärte zwar, er habe nichts gegen eine Rückkehr in das G7-Gremium, das dadurch wie vor 2014 wieder zu einem G8 würde. Die Ursache für seine diplomatische Ächtung beseitigte der russische Präsident aber nicht. Macron sah zwar eine "echte Chance", mit dem neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj "in den kommenden Wochen" zu einem neuen Vierertreffen im Normandie-Format (Ukraine, Russland, Deutschland und Frankreich) zu kommen. Putin gab sich aber nur "vorsichtig optimistisch" und erklärte kühl, ein Treffen sei nur sinnvoll, wenn es auch Resultate gäbe – was ihm zufolge offensichtlich nicht gegeben ist. Von einer Rückgabe der Krim war schon gar nicht die Rede.

Putin will keine Zustände wie mit den Gelbwesten

Macron war bereits im Juni für die Wiederherstellung des russischen Stimmrechts im Europarat eingetreten und nahm sich dafür am Montag das Recht heraus, nach der Verhaftung Oppositioneller in Moskau für die Wahrung der Versammlungsfreiheit zu plädieren. Putin antwortete maliziös, in Moskau wolle man keine Zustände wie mit den französischen Gelbwesten zulassen.

Uneins waren die beiden Staatschef auch zur Lage in Syrien. Macron zeigte sich "tief besorgt" über die Bombardierung der Provinz Idlib und forderte Putin auf, den mit ihm verbündeten Herrscher Baschar al-Assad zur Einhaltung des Waffenstillstandes zu bewegen. Die Antwort glich erneut einer kalten Dusche, erklärte doch der russische Präsident die Assad-Gegner zu "Terroristen", gegen die sein Land kämpfe.

Putin erklärte ferner, nach dem misslungenen Raketentest vor zehn Tagen in Nordrussland mit fünf Toten seien "keine erhöhten Verstrahlungswerte gemessen" worden. In seiner ersten Stellungnahme seit dem Unfall behauptete er, sämtliche Sicherheitsmaßnahmen seien ergriffen worden.

Blumen für Brigitte Macron

Der Präsidentengattin Brigitte Macron, die sich bei einem bedeutend leichteren Unfall mit einem Boot an der Schulter verletzt hatte, brachte der Kreml-Herrscher einen Blumenstrauß mit. Das allein dürfte ihm aber noch nicht zu einer G7-Einladung verhelfen. (Stefan Brändle aus Paris, 19.8.2019)