Zur Behandlung der progredienten MS gibt es bislang nur für eine kleine Gruppe von Patienten eine medikamentöse Therapie.

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Es gibt zwei Formen der Multiplen Sklerose (MS): eine schubweise verlaufende Erkrankung und eine progrediente. Bei vielen Patienten geht die schubförmige MS später in eine progrediente über, bei der die Behinderungen der Betroffenen schleichend zunehmen. Diese Form lässt sich derzeit noch nicht ausreichend behandeln. Forscher der Ruhr-Universität Bochum haben nun eine Analyse vorgelegt, in der sie die wichtigsten Hemmnisse für eine erfolgreiche Therapie auflisten.

"Die progrediente MS zu behandeln, ist deshalb so schwierig, weil das Fortschreiten der Krankheit durch verschiedene Mechanismen vorangetrieben wird", sagt Simon Faissner. "Um die Behandlung effizienter zu machen, werden wir zukünftig vermutlich präzise Therapieansätze benötigen, die auf mehrere Krankheitsmechanismen gleichzeitig abzielen."

Ein weiteres Problem ist den Autoren zufolge, dass es bislang kein hinreichend gutes Tiermodell gibt, das die Fülle an zugrunde liegenden Mechanismen abbildet. "Daher ist es herausfordernd, Wirkstoffkandidaten für eine klinische Studie zu identifizieren", so Faissner. Hinzu kommt, dass bisherige klinische Studien häufig unterschiedliche Endpunkte verfolgt haben, ein Therapieerfolg wird also von Studie zu Studie unterschiedlich definiert. Einheitliche Kriterien, wären wünschenswert, um Arbeiten vergleichbar zu machen und verlässliche Behandlungseffekte nachzuweisen, betonen die Forscher.

Finanzielle Hindernisse

Es gibt aber auch finanzielle Aspekte, die eine Entwicklung von neuen Medikamenten hemmen. Zwar existieren Hinweise, dass Medikamente, die für eine andere Indikation zugelassen sind, auch gegen Multiple Sklerose wirken könnten. "Da der Patentschutz für diese Mittel aber bereits erloschen ist, können Pharmaunternehmen diese nicht weiterentwickeln. Die Durchführung von Studien zur Wirksamkeit dieser Mittel bei MS scheitert daher häufig, weil es keine Finanzierung dafür gibt", erklärt Faissner.

Die Wissenschafter blicken dennoch optimistisch in die Zukunft: Sie gehen davon aus, dass die progrediente MS künftig besser therapiert werden könnte, weil Forscherinnen und Forscher die zugrunde liegenden Krankheitsmechanismen immer detaillierter verstehen. "Mit diesen Erkenntnissen wird eine gezieltere Therapie möglich sein, die verhindert, dass Betroffene im Lauf der Erkrankung immer stärkeren Beeinträchtigungen ausgesetzt sind", prognostiziert Faissner. (red, 21.8.2019)