Ein Zaun im Lager Al-Hol.

Foto: APA/AFP/DELIL SOULEIMAN

Wien – Nach einem aufsehenerregendem Fall in Deutschland, wo gestern die Rückreise von vier sogenannten "IS-Kindern" organisiert wurde, versucht nun eine Österreicherin, ihre Enkel aus einem nordsyrischen Lager zurück zu holen.

Die Mutter der Kinder reiste 2014 nach Syrien, um sich dort der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) anzuschließen, weil weder Geburtsurkunde der Kinder, noch Sterbeurkunde der Mutter – sie kam vermutlich in Syrien ums Leben – verfügbar waren musste zuerst ein DNA-Gutachten eingeholt werden.

Nun ist bestätigt: Die beiden Buben sind mit der Großmutter verwandt und damit Österreicher, erklärte der Anwalt der Großmutter, Clemens Lintschinger, im Ö1-Mittagsjournal. Da Wiener Rathaus bestätigt das.

Außenministerium in der Prüfphase

Bis die beiden Buben letztendlich aus dem nordsyrischen Lager Al-Hol heimgeholt werden, könnt es noch dauern. Aus dem Außenministerium hieß es, die Prüfphase laufe noch, das Problem sei, dass es in der Region keine staatlichen Behörden als Ansprechpartner gebe. Die kurdische Eigenverwaltung hatte für die Ausreise einen Nachweis der österreichischen Staatsbürgerschaft der beiden Kinder verlangt.

Lintschinger lässt das Argument des Außenministeriums mit Verweis auf andere Fälle in Deutschland oder Schweden nicht gelten, "die kurdische Verwaltung ist dort sehr gut aufgestellt". Er sagt, jetzt sei der richtige Zeitpunkt, um die beiden zurück zu holen, "ohne, dass sie beeinflusst sind."

Der Fall Sabina S.

Der Fall der Wiener Mutter der beiden Buben, Sabina S., hatte international für Schlagzeilen gesorgt. Gemeinsam mit ihrer um ein Jahr älteren Freundin Samra K. verschwand die damals 15-Jährige im April 2014, um nach eigenen Angaben in Syrien zu kämpfen. Mit dem Flugzeug reisten sie zuerst nach Ankara und dann weiter ins südtürkische Adana. Danach verlor sich ihre Spur. Über ihren Tod wurde oftmals spekuliert. Lintschinger hatte im Mai erklärt, die Wienerin sei vermutlich bei der Schlacht um die letzte IS-Hochburg Baghouz im März ums Leben gekommen. Auch vom Vater der Kinder fehlt jede Spur.

Die Mutter von Sabina S., Senada S., fand ihre Enkelkinder mit Unterstützung des Politologen Thomas Schmidinger im kurdischen Gefangenenlager Al-Hol in der nordsyrischen Provinz Al-Hasakah.

20 Kinder mit Österreich-Bezug in Syrien oder dem Irak

Die damalige Außenministerin Karin Kneißl, FPÖ, gab im Mai 2019 an, es würden derzeit etwa 20 Kinder mit Österreich-Bezug in Verbindung mit der Terrororganisation "Islamischer Staat" in Syrien oder dem Irak sein. Damals merkte aber auch das Innenministerium, zu diesem Zeitpunkt in blauer Hand, an, man wolle die Rückkehr sogenannter Foreign Fighters nach Österreich vermeiden. Österreich ist jedoch grundsätzlich rechtlich verpflichtet, österreichische Staatsbürger zurückzunehmen. (red, APA, 20.8.2019)