Hypothetische Innenansicht des Sternsystems Beta Pictoris: Im Vordergrund der neuentdeckte Riesenplanet, daneben sein kaum kleinerer, aber weiter entfernter Nachbar. Im Hintergrund wabern die Gas- und Staubschlieren der protoplanetaren Scheibe um den Stern.
Illustration: P Rubini / AM Lagrange

Paris / Santiago de Chile – 63 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild des Malers (Pictor) zieht der Stern Beta Pictoris seine Bahn. Dieser massereiche Stern bietet Astronomen schon seit Jahrzehnten immer wieder neue Messwerte, die zum Staunen anregen.

Zum einen ist er nach kosmischen Maßstäben unglaublich jung: Beta Pictoris dürfte vor etwa 20 bis 23 Millionen Jahren gezündet haben – das ist ein so kurzer Zeitraum, dass er sich schon mit dem menschlichen Stammbaum abgleichen lässt: Als Beta Pictoris geboren wurde, begann auf der Erde gerade das Miozän, in dem sich die sogenannten Menschenartigen (Menschenaffen, Gibbons und unsere direkten Vorfahren) vom Rest der Primaten abtrennten.

Protoplanetare Scheibe mit ersten Abkömmlingen

Jung, wie er ist, umgibt den Stern immer noch eine protoplanetare Scheibe, aus der sich mit der Zeit Planeten entwickeln können. Damit schrieb Beta Pictoris Astronomiegeschichte: In den 1980er-Jahren gelang es nämlich erstmals, Aufnahmen anzufertigen, mit denen sich eine solche Scheibe nachweisen ließ. Inzwischen wurden tausende Exoplaneten und auch eine ganze Reihe protoplanetarer Scheiben entdeckt. Damals jedoch war dies ein Meilenstein.

Das junge Sternsystem in der Draufsicht.
Illustration: P Rubini / AM Lagrange

2009 wurde dann ein erster Planet in diesem Sternsystem entdeckt. Und nun berichtet ein Team um Anne-Marie Lagrange von der Universität Grenoble in der Fachzeitschrift "Nature Astronomy", dass es da einen weiteren geben muss. Beta Pictoris C wurde mittels Radialgeschwindigkeitsmethode identifiziert, wobei Daten des Planetenjägerinstruments HARPS der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile ausgewertet wurden.

Und es scheint wie schon sein 2009 entdeckter Nachbarplanet Beta Pictoris B ein ordentlicher Brocken zu sein: Beta Pictoris C hat der Studie zufolge etwa die 3.000-fache Erdmasse – unser Jupiter bringt es nur auf 318 Erdmassen. Der riesige Planet ist 2,7-mal so weit von Beta Pictoris entfernt wie die Erde von der Sonne und benötigt für eine Umrundung seines Sterns etwa 1.200 Tage. Die hohe Rotation um die eigene Achse hat wiederum zur Folge, dass ein Tag auf Beta Pictoris C nur knapp acht Stunden dauert.

Anhaltende Faszination

Für Lagrange ist Beta Pictoris wegen seiner Nähe das am besten geeignete System, um die Frühphase eines Sternsystems studieren zu können. Und weitere spannende Erkenntnisse könnten folgen: Das junge System soll künftig auch noch von der ESA-Raumsonde Gaia und dem noch in Bau befindlichen Extremely Large Telescope in Chile untersucht werden. (red, 24.8.2019)