Eines von Li Huas Porträts von Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Foto: ©Schütz Fine Art

Verunglückte Wahlwerbung", meinte das "artmagazine.cc." im Oktober 2017: Im Vorfeld der Nationalratswahl affichierte Kunsthändler Josef Schütz (Schütz Chinese Department) ein von Li Hua gemaltes Porträt von Sebastian Kurz (Nr. 3). Für 13.000 Euro wechselte es in eine Wiener Sammlung.

Werner Rodlauer

So gerne sich Politiker von ihrer besten Seite inszenieren, dem Pinsel oder Spatel eines Künstlers sind sie hilflos ausgeliefert. Da geht die Kontrolle der Bilder im Kampf um Deutungshoheiten schneller den Bach runter, als die Farbe auf der Leinwand trocknet. Je expressiver der Stil, desto gnadenloser im Ergebnis.

Geht es um die Erkennbarkeit des Dargestellten, sind charakteristische Merkmale ein bewährtes Mittel: Donald Trumps Föhnwelle etwa. Und im Falle von Sebastian Kurz? Nun, eine Antwort darauf liefert ein jüngst auf der Kunstmesse "Art & Antique" in Salzburg angepriesenes Porträt.

"An den abstehenden Ohren" erkennbar

Es kam, wie es kommen musste: Ein ORF-Team eilte herbei. "Also das ist Sebastian Kurz", merkte der Reporter etwas skeptisch an. Ja, erklärte der Kunsthändler Josef Schütz im Brustton der Überzeugung. "Na würden Sie ihn wiedererkennen?", folgte die ungläubige Nachfrage. Schütz antwortete stoisch: das erkenne man doch, "an den abstehenden Ohren", "der türkisen Krawatte", und überhaupt sei "die gesamte Gesichtsphysiognomie eigentlich typisch".

Kostenpunkt: 18.000 Euro. Zwei Reservierungen gebe es bereits, verlautet auf Anfrage. Ein ähnliches Werk von der chinesischen, in Wien ausgebildeten Li Hua gab es schon günstiger. 13.000 Euro kostete das 2017 bei einer Kunstmesse in Wien feilgebotene prophetische Bild Unser Kanzler. Der Rest ist Geschichte. Der Wahlspruch "Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit" schaffte es in das türkis-blaue Regierungsprogramm. Ein Freibrief für Kunstschaffende: In Porträtform sind Politiker immer käuflich. (Olga Kronsteiner, 20. 8. 2019)