Es klingt so einfach wie vielversprechend: Warum nicht einfach die tausenden Kilometer Straßen – Fläche, die ohnehin schon versiegelt ist – mit Photovoltaik-Anlagen ausstatten und die Straßen Energie produzieren lassen? Frankreich wagte sich an die Idee heran. Im Jahr 2016 wurde in der Gemeinde Tourouvre-au-Perche in der Normandie unter großem Tamtam Frankreichs erste Solarstraße eingeweiht – DER STANDARD berichtete.

Ein Kilometer Straße im 3.200-Einwohner-Dorf wurde mit 2.800 Photovoltaik-Modulen ausgestattet. Die Panels wurden mit einem speziellen Kunstharz beschichtet, um den Belastungen des Straßenverkehrs standzuhalten. Laut Colas, dem Unternehmen, das die Solarstraße erbaut hat, könne der Belag ohne weiteres auch schwere Lkw aushalten.

Straße ist zu laut

Doch die Solarstraße hat sich als wenig widerstandsfähig gegen Autos, Lkw und Traktoren herausgestellt. Laut einem Bericht der französischen Tageszeitung "Le Monde" wurden erst vergangenen Mai 100 Meter der Straße abgerissen, da der Abschnitt in einem katastrophalen Zustand und unreparierbar war. Module sollen sich von der Straße gelöst haben und zerbrochen sein.

Zudem hätten sich Anwohner darüber beschwert, dass die Abrollgeräusche auf dem Kunstharzbelag zu laut seien. In weiterer Folge musste die Stadt die Höchstgeschwindigkeit auf 70 Kilometer pro Stunde senken.

Da war sie noch neu und schön: Frankreichs erste Solarstraße.
Foto: APA/AFP/CHARLY TRIBALLEAU

Nur die Hälfte der Energie produziert

Ursprünglich sollte die Solarstraße im Durchschnitt 790 Kilowattstunden pro Tag produzieren – genug, um die Straßenlaternen im Dorf zu betreiben. Tatsächlich lieferte das Pilotprojekt aber nur die Hälfte an Energie.

Dazu kommen die enorm hohen Kosten des Projekts, fünf Millionen Euro sollen Material und Montage gekostet haben. Zusammen mit der geringen Effizienz der Straße soll der Strom damit etwa 13-mal teurer sein als von Solaranlagen auf Hausdächern.

Ende 2016 meinte die damalige Umweltministerin Ségolène Royal, bei der Solarstraße handle es sich um eine "geniale Idee". Bei Erfolg sollten 1.000 Straßenkilometer mit der Technologie ausgestattet werden. Daraus wird wohl eher nichts.

Erfolg in den Niederlanden

Während das Konzept in Frankreich floppt, kann ein Solar-Radweg in Krommenie in den Niederlanden durchaus Erfolge verzeichnen. Dort ging man von einem Jahresertrag von 50 bis 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter aus, tatsächlich lieferte der Radweg mit 73 Kilowattstunden etwas mehr als erwartet. (red, 21.8.2019)