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Olaf Scholz geht gemeinsam mit Klara Geywitz ins Rennen.

Foto: Reuters / Annegret Hilse

Er hat es geschafft. Der deutsche Finanzminister und SPD-Vizechef Olaf Scholz muss sich nicht allein um den Vorsitz seiner Partei bewerben, sondern hat sich zu diesem Zwecke verpaart.

"Wir haben uns entschieden, gemeinsam für den Vorsitz der SPD zu kandidieren. Als Tandem mit unseren unterschiedlichen Lebenswegen, unseren Erfahrungen und mit den verschiedenen Perspektiven, aus denen wir auf unser Land blicken", schreiben er und die Brandenburger Landtagsabgeordnete Klara Geywitz in einem Brief an die SPD-Mitglieder. Ihre Motivation: "Gemeinsam wollen wir die SPD wieder stark machen." Auch auf Twitter gab das Duo die Bewerbung bekannt.

Überraschungskandidatur

Geywitz und Scholz sind mittlerweile das sechste Paar, das seine Ambitionen erklärt hat. Darüber hinaus liegen noch zwei Einzelbewerbungen vor, somit treten auf dem Parteitag Anfang Dezember in Berlin insgesamt 14 Personen an.

Die Kandidatur von Scholz ist in der SPD mit einiger Verblüffung aufgenommen worden, hatte er doch kurz nach dem Rücktritt von SPD-Chefin Andrea Nahles im Juni erklärt, er habe als Finanzminister keine Zeit für noch ein Amt.

Am Freitag jedoch war durchgesickert, dass Scholz bereit sei; am Sonntag erklärte er seinen Meinungswechsel so: "Ich habe für mich jetzt den Eindruck gehabt, es wäre nicht verantwortlich bei der Bedeutung, die die SPD für die Zukunft unseres Landes hat, wenn ich jetzt nicht sagen würde, ich will das machen." Allerdings fehlte Scholz zu diesem Zeitpunkt noch eine Partnerin.

Doppelspitze erwünscht

Die hat er jetzt, was seine Chancen erhöht. Denn die kommissarische SPD-Spitze begrüßt ausdrücklich Bewerbungen für eine Doppelspitze, wobei mindestens eine Frau dabei sein muss. Scholz ist zwar bislang der prominenteste Genosse im Rennen, aber er ist nicht besonders beliebt. Zudem steht er für einen Verbleib in der großen Koalition, womit sich viele "Groko"-Gegner schwertun.

Die 43-jährige Geywitz ist Politologin und seit 1994 in der SPD. Von 2008 bis 2013 war sie Vize-SPD-Chefin in Brandenburg, von 2013 bis 2017 Generalsekretärin. Von dem Amt trat sie aber 2017 zurück, nachdem Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ohne Rücksprache die von ihr befürwortete Kreisreform abgesagt hatte.

Scholz und Geywitz wohnen beide in Potsdam, sie kennen einander auch aus dem SPD-Vorstand. Beide gehörten zur großen Runde, die im Vorjahr den Vertrag für die Berliner Koalition aushandelte. (Birgit Baumann aus Berlin, 20.8.2019)