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Die Kosten der Ablöse von zwei Casinos-Chefs werden in einer anonymen Anzeige thematisiert.

Foto: Reuters/Lupi

Kein Ende der Unannehmlichkeiten rund um die Postenbesetzung in der teilstaatlichen Casinos Austria AG (Casag). Sie ist inzwischen ein Fall für die Justiz, die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt wegen Verdachts der Bestechung bzw. Bestechlichkeit; Ausgangspunkt für das Verfahren war eine anonyme Anzeige. Die Hausdurchsuchungen bei Exvizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Ex-FPÖ-Klubchef Johann Gudenus haben bei den Betroffenen für höchste Empörung gesorgt.

Casag-Aufsichtsratspräsident Walter Rothensteiner, unter dessen Ägide der Vorstandswechsel und die Bestellung des Freiheitlichen Peter Sidlo zum Finanzvorstand per Mai stattfanden, hat die Entscheidung verteidigt, politischen Einfluss ausgeschlossen.

Nun gibt es aber auch Vorwürfe gegen ihn. In einer neuen, anonym eingebrachten "Anzeige gegen Dr. Walter Rothensteiner" rund um die Vorstandsbestellung ist von Untreue die Rede. Laut Anzeige, deren Einlangen bei der WKStA am Dienstag nicht bestätigt wurde, habe der vorzeitig erfolgte Vorstandsumbau dem Unternehmen "unnötige Belastungen in Millionenhöhe" gebracht.

Verträge vorzeitig gelöst

Denn die Verträge des vormaligen Vorstandsvorsitzenden Alexander Labak und von Vorstandsmitglied Dietmar Hoscher wären noch bis Ende des heurigen Jahres gelaufen. Beide wären auch noch bis Ende Dezember 2019 zur Verfügung gestanden, ihre Verträge mussten also ausbezahlt werden.

Ausschließliches Motiv für die vorzeitige Abberufung sei gewesen, den "zwischen ÖVP und FPÖ im Vorhinein ausgehandelten Postenschacher im Vorstand ohne Verzug umzusetzen", heißt es in der Anzeige. Die Bestellung von Bettina Glatz-Kremsner (sie ist schon lang im Unternehmen und war bis zu ihrer Chefkür Stellvertreterin von ÖVP-Parteiobmann Sebastian Kurz) und von Peter Sidlo sei "politisch gewünscht" gewesen.

Und, so die Argumentation des Anzeigers, der wohl auch schon die erste Anzeige eingebracht hat: Hätte Rothensteiner bis zum Jahresende abgewartet, wären die finanziellen Abgeltungen der beiden Altvorstände, diese "unnötigen Belastungen", nicht entstanden. Dann allerdings hätte sich der Casag-Aufsichtsratschef mit der Politik angelegt, was nicht im Sinne des "politisch bestens vernetzten Managers" gewesen wäre.

"Absurder Vorwurf"

Rothensteiner (auch er kennt das Schreiben nicht) bestreitet diese Vorwürfe, bezeichnet sie als absurd. Auf Anfrage lässt er ausrichten, dass der Aufsichtsrat die Verpflichtung habe, zum Wohle des Unternehmens zu agieren, auch bei der Bestellung des Vorstands. "Aufgrund anhaltender Diskussionen" sei der Aufsichtsrat damals (im Frühling 2019, Anm.) zum Schluss gekommen, eine vorzeitige Neuaufstellung des Vorstandsteams sei angebracht, und habe daher einen neuen Vorstand bestellt.

Und, so Rothensteiner, der seit 25 Jahren im Casag-Aufsichtsrat sitzt und das Kontrollgremium seit 23 Jahren führt: "Die aus Anlass der Beendigung der beiden Vorstandsmandate und -verträge geleisteten Zahlungen bewegen sich völlig im Rahmen des in solchen Fällen Üblichen." Sie seien im Interesse des Unternehmens gelegen, hätten auf einem einstimmigen Beschluss des zuständigen Präsidialausschusses im Aufsichtsrat beruht. Rothensteiner: "Dahinter eine Untreuehandlung zu vermuten, ist absurd." Der STANDARD betont, dass die Unschuldsvermutung gilt.

7,5 Millionen Euro für Exvorstände

Tatsächlich kostet der Vorstandsumbau im zu 33 Prozent in Staatseigentum stehenden Glücksspielkonzern eine Stange Geld. Summa summarum bekommt Hoscher rund fünf Millionen Euro und Labak rund 2,5 Millionen Euro. Wie sich das erklärt? Labak stehen acht Monatsbezüge (Mai bis Dezember) zu, außerdem soll er eine Konkurrenzklausel abgegolten bekommen haben.

Und Hoscher, einst SPÖ-Nationalratsabgeordneter und Chef des ORF-Stiftungsrats, wurde, wie berichtet, schon vor längerem gut abgesichert. Seine Gage von rund 580.000 Euro jährlich (41.400 Euro brutto 14-mal im Jahr) wurde gleichsam eingefroren: Sie steht Hoscher vertragsgemäß auch dann zu, wenn er nicht mehr im Vorstand sitzt. Das ist nun der Fall. Hoscher ist noch angestellt, laut Casag-Sprecher steht er dem Vorstand als "Berater in Fragen European and Regulatory Affairs zur Verfügung". Hoscher dürfte noch bis Jahresende bleiben; auch aus steuerlichen Gründen habe er diese Lösung vorgezogen, heißt es.

Keine Details

Zu all diesen Details kann die Casag nichts sagen, aus Datenschutzgründen. Das gelte "für Vorstandsmitglieder wie für jeden anderen Mitarbeiter des Unternehmens", betont der Sprecher am Dienstag. Am Mittwoch wies Casinos-Sprecher Patrick Minar die Summe von 7,5 Millionen Euro allerdings zurück. Labak und Hoscher wollten zu dieser Angelegenheit nichts sagen. (Renate Graber, 21.8.2019)