Inszenierung wird in der ÖVP groß und türkis geschrieben.

Foto: Christian Fischer

Rein zufällig hat sich die ÖVP also am Dienstag dazu entschlossen, die Liste ihrer Spender für das Jahr 2018 und das erste Halbjahr 2019 online zu stellen. Dass DER STANDARD diese Listen bereits erhalten hatte und dazu recherchierte, soll mit der Entscheidung der ÖVP nichts zu tun gehabt haben. Das soll glauben, wer will. Überzeugen kann die Volkspartei damit wohl nicht einmal eingefleischte Türkise.

Solche Erlebnisse sind in diesem Wahlkampf an der Tagesordnung: Ein Blog recherchiert zu angeblich gefälschten E-Mails zwischen Sebastian Kurz und Gernot Blümel, die Volkspartei reagiert mit einer Pressekonferenz. Man fragt nach den Spenden im Wahlkampf, die ÖVP sagt, sie nehme "aus Prinzip" keine – und gibt einen Tag später zu, dass sie durch Überweisungen an ihre Bezirksgruppen schon das gesetzliche Limit erreicht hat. Die ÖVP macht einen Wirbel um einen dubiosen Blog, hat aber – im Gegensatz zur SPÖ, die schweigt – selbst keine rechtlichen Schritte gegen ihn unternommen.

Sabotage journalistischer Recherche

Kaum ist also die per Regierungsbeteiligung durchsetzbare Message-Control dahin, reagiert die ÖVP mit einer Taktik, die man als Sabotage journalistischer Recherche bezeichnen muss. Die ÖVP gibt zu, was sie zugeben muss, und versucht Journalisten mit ihrem Spin zu verwirren – und das, obwohl sie in Umfragen über 35 Prozent liegt. Diese Souveränität merkt man im Umgang mit Medien nicht. (Fabian Schmid, 20.8.2019)