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Dmitri und Olga Prokasow mit ihrem einjährigen Sohn.

Foto: ap

In den vergangenen Wochen haben in Russland tausende Menschen für freie Wahlen demonstriert. Wegen angeblicher Formfehler waren zuvor dutzende Oppositionelle nicht als Kandidaten zugelassen worden. Unter den Demonstranten in Moskau waren auch Dmitri und Olga Prokasow mit ihrem einjährigen Baby.

Für dieses drohen sie nun das Sorgerecht zu verlieren, wie die BBC berichtet. Nachdem ein Video auf Youtube veröffentlicht wurde, das die Proteste als organisierte Gewalt darstellt und die Familie bei einer unangemeldeten Demonstration zeigt, werden die Eltern nun beschuldigt, ihr Baby in Gefahr gebracht zu haben.

In dem Video ist auch Sergej Fomin, ein angeblicher Anführer der Proteste, zu sehen, dem Dmitri, der Vater, das Baby mitsamt einem Tragegurt übergibt. Der konkrete Vorwurf: Man habe dem Mann das Kind übergeben, um ihm eine unauffällige Flucht vor der Polizei zu ermöglichen. Ein Strafverfahren wurde eingeleitet.

Gemeinsamer Heimweg

Der angebliche Anführer aus dem Video sei Olgas Cousin, erklärt das Paar. Man habe ihm das Baby übergeben, weil sich alle gemeinsam auf den Heimweg von den Protesten gemacht hätten. Die Polizei sei bei der Übergabe weit und breit nicht zu sehen gewesen, gaben Dmitri und Olga gegenüber der BBC an.

Ab Minute 2:30 ist die Übergabe des Babys an den Cousin zu sehen.
BBC News - Русская служба

Fomin wurde gemeinsam mit dutzenden anderen Demonstranten wegen Massenunruhen angeklagt und stand diese Woche per Videoschaltung aus dem Gefängnis vor Gericht. Kritiker sehen das Vorgehen der Behörden als Abschreckung, um weitere Proteste zu verhindern.

Der Familie steht in der nächsten Woche eine Gerichtsverhandlung bevor. Russische Staatsanwälte haben indes bekanntgegeben, die Fälle weiterer Eltern zu untersuchen, die mit ihren Kindern zu den Demonstrationen gekommen waren. (red, 21.8.2019)