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Die zu schnelle Expansion der Restaurantkette Vapiano steht bei der Hauptversammlung im Mittelpunkt der Kritik.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Köln – Vor Beginn der Hauptversammlung bei der finanziell schwer angeschlagenen deutschen Restaurantkette Vapiano haben Aktionäre wie erwartet heftige Kritik geäußert. Die Firma habe die Komplexität ihres Expansionskurses völlig unterschätzt, erklärte Frank Rothauge, Geschäftsführer der AHP Capital Management GmbH, die über einen Fonds an Vapiano beteiligt ist. "Es dauert nun mal, bis ein neues Restaurant sich vor Ort etabliert hat und profitabel wird."

Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sagte mit Blick auf den Aktienkursverfall, hohe Verluste und ein geplatztes US-Geschäft: "Was bei Vapiano passiert ist, kann Anlegern nicht gefallen."

Finanzielle Stütze

Trotz hoher Schulden und großer Probleme bei Vapiano setzt Großaktionär Hans-Joachim Sander einem Medienbericht zufolge auf ein langfristiges Engagement bei der Gastronomiekette. "Wenn die Restrukturierung jetzt konsequent umgesetzt wird, bin ich gerne bereit, eine längere Durststrecke in Kauf zu nehmen", sagte Sander dem "Spiegel".

Sander hält mit seiner Frau, der Wella-Erbin Gisa Sander, mehr als 15 Prozent der Unternehmensanteile. Langfristig zeigt sich der Investor offen, erneut Geld zuzuschießen. Es komme darauf an, dass der Vorstand bei Vapiano "eine deutliche Erholungsphase einleitet und die Verschuldung reduziert".

Zugleich plädierte Sander dafür, dass sich die künftige Vapiano-Führung auf die Stärkung der Restaurants am deutschen Heimatmarkt konzentrieren. Bis mindestens April 2020 übernimmt die bisherige Aufsichtsratschefin Vanessa Hall den Posten. Hall sei eine "exzellente Managerin", sagte Sander über die Britin. Er wisse aber nicht, ob sie zur deutschen Unternehmenskultur bei Vapiano passe.

Letzter Auftritt von Everke

Die Hauptversammlung begann am Mittwoch in Köln, mit dabei war auch Konzernlenker Cornelius Everke. Es dürfte sein letzter großer Auftritt als Vapiano-Chef sein, denn am Wochenende hatte er überraschend seinen Rücktritt zum Monatsende bekanntgegeben. Ursprünglich wollte der Manager, der erst seit Dezember 2018 auf dem Posten ist, die Firma mit einem Sanierungsplan wieder auf Vordermann bringen. Er setzte darauf, die Expansion zu verlangsamen, defizitäre Läden zu schließen und die Speisekarte zu verschlanken.

234 Restaurants und 101 Millionen Euro Verlust

Derzeit hat Vapiano weltweit 234 Restaurants – seit Jahresbeginn kamen acht neue dazu, fünf wurden aufgegeben. 2018 hatte Vapiano einen Verlust von 101 Millionen Euro eingefahren bei 372 Millionen Umsatz.

Trotz der angespannten Situation äußerten Anleger auch zaghafte Hoffnung. "Die Schwierigkeiten sind überwindbar", sagte Fondsmanager Rothauge. "Sie rühren aus der zu hastigen Expansion und nicht aus einer fundamentalen Schwäche des Gesamtkonzepts." Kleinaktionär Klaus Teitscheid sagte: "Vielleicht wird das hier irgendwann doch noch eine große Sache." (red, APA, 21.8.2019)