Dirigent Christian Thielemann, künstlerischer Leiter der Salzburger Osterfestspiele, hat Probleme, "Lohengrin" durchzusetzen.

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Nikolaus Bachler will Thielemann nämlich Wagners Ritteroper nicht aufführen lassen.

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Bereits mehrfach hat Dirigent Christian Thielemann, künstlerischer Leiter der Salzburger Osterfestspiele, an den Aufsichtsrat des Festivals besorgte Briefe geschrieben. Es ging zumeist um Nikolaus Bachler, der ab 2020 geschäftsführender Intendant wird und ab 2022 die künstlerische Gesamtverantwortung der Osterfestspiele übernehmen soll. Thielemann hat dabei festgehalten, mit Bachler nicht zusammenarbeiten zu wollen. Nun hat sich der Konflikt weiter zugespitzt.

Gefährdet und blockiert

In einem dem STANDARD vorliegenden aktuellen Brief an den Aufsichtsrat beklagt Thielemann, dass "meine künstlerische Konzeption für 2022 und 2023 leider seit der Berufung von Herrn Bachler gefährdet bzw. derzeit blockiert" wird. Es geht um Lohengrin (2022) und Elektra (2023). Thielemann stellt fest, dass Bachler "die beiden von mir vorgesehenen Opern ohne zureichende Begründung" ablehnt. Bachlers Wunschwerke sind Freischütz und Der fliegende Holländer.

Die Pattsituation

Damit herrscht eine Pattsituation, um deren Klärung Thielmann den Aufsichtsrat ersucht. "Es liegt in der Natur der Sache, dass nur ich befugt bin, die Rahmenplanung für die Osterfestspiele zu erstellen." Insofern bestehe "kein Raum für eine ‚künstlerische Gesamtverantwortung‘ einer anderen Person". Eine Klärung bringt vielleicht der 17. September, wenn sich der Aufsichtsrat zur außerordentlichen Sitzung trifft. Thielemann hat übrigens in der Causa seinen Rechtsanwalt Peter Raue eingeschaltet.

Neue Pläne ohne Thielemann

Der etwas rätselhafte Konflikt wirft Frage auf, wie es bei den Osterfestspielen langfristig weitergehe soll. Es drängt sich das Gefühl auf, Thielemann solle womöglich die Lust an seiner Salzburger Tätigkeit verlieren und mit seiner Sächsische Staatskapelle Dresden abwandern. Damit könnte womöglich der Weg frei werden für Bachlers Konzept, das womöglich die Integration mehrerer Orchester und die Ausweitung der Osterfestspiele beinhaltet.

Interessant: Insider berichten, dass Nikolaus Bachler inzwischen auch Gespräche mit den Berliner Philharmonikern und dem Gewandhausorchester Leipzig über ein mögliches Mitwirken an den Osterfestspielen anstelle der Staatskapelle Dresden geführt habe. Bachler hüllt sich bis dato allerdings in beredtes Schweigen. (Ljubisa Tosic, 21.8.2019)