Werden sich doch nicht treffen: Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen und US-Präsident Donald Trump.

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Drei Tage lang klang es nach einer Parodie, bis daraus ein diplomatischer Eklat ersten Ranges wurde. Donald Trump hat einen für Anfang September geplanten Staatsbesuch in Kopenhagen abrupt abgesagt und dies damit begründet, dass die gastgebende Regierungschefin nicht über einen Verkauf Grönlands reden wolle. Die Aussage wonach ein Kauf Grönlands "absurd" sei, bezeichnete Trump als "böse" und "unangemessen".

Dänemarks Regierungschefin hatte das Kaufangebot des US-Präsidenten für die "strategisch" wertvoll gelegene Insel bereits im Vorfeld abgelehnt.
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Die dänische Premierministerin, schrieb er in einem Tweet, habe sowohl den Vereinigten Staaten als auch ihrem Land hohe Kosten und großen Aufwand erspart, indem sie so direkt gewesen sei. Dennoch sprach Trump von einer "respektlosen" Aktion. "So spricht man nicht mit den Vereinigten Staaten – nicht unter ihm" -im Gegensatz zu den Zeiten von Barack Obama fügte er noch an. Zuvor hatte Mette Frederiksen wissen lassen, sie sei nicht daran interessiert, über eine Veräußerung Grönlands zu diskutieren.

Leichte Entspannung zeichnete sich erst am Mittwochabend ab, als US-Außenminister Mike Pompeo mit seinem dänischen Amtskollegen Jeppe Kofod telefonierte. Dabei sei es einer Sprecherin des Außenamts zufolge um eine verbesserte Zusammenarbeit der USA mit Dänemark – einschließlich Grönland – in der Arktis gegangen. Kofod bezeichnete das Telefonat als "offen, freundlich und konstruktiv", die starken Verbindungen zwischen Dänemark und den USA seien dabei bestätigt worden seien.

Trotzreaktion

Begonnen hatte das Theater am Wochenende, als Trump einem Pulk von Reportern erklärte, sowohl aus strategischer Sicht als auch wegen reicher Kohle- und Uranvorkommen wäre es "nett", würden die USA Grönland besitzen. Im Grunde wäre es ein großes Immobiliengeschäft, allerdings stehe es auf seiner Prioritätenliste nicht an erster Stelle, und sein Trip nach Dänemark habe rein gar nichts damit zu tun. Lars Løkke Rasmussen, Frederiksens Vorgänger im Amt, sprach von einem Aprilscherz, während sich Rufus Gifford, einst US-Botschafter in Kopenhagen, bei den Dänen mit den Worten entschuldigte, Donald Trump sei eben ein Kind. Offenbar war es der Spott, der den dünnhäutigen Mann im Oval Office veranlasste, voller Trotz sämtliche Pläne über den Haufen zu werfen.

Ursprünglich sollten einer Reise nach Polen zwei Tage in Dänemark folgen, ein Galadiner mit Königin Margrethe II. eingeschlossen. Das Land zählt zu Amerikas engsten Verbündeten, ein Nato-Mitglied, dessen Armee an fast allen Militäreinsätzen teilnimmt, bei denen das Pentagon Regie führt. Mit Trump empfange man einen Partner, einen Verbündeten, einen Freund, hatte die dänische Botschafterin in Washington, offensichtlich ahnungslos, noch wenige Stunden vor der Absage ebenso pflichtbewusst wie euphorisch getwittert.

Tatsächlich sah es zunächst so aus, als wolle der frühere Star einer Reality-Fernsehshow sein Publikum nur unterhalten mit Gedankenspielen, die eher skurril als bedrohlich wirkten. Noch am Montag verbreitete er eine eigenwillige Fotomontage: der goldglänzende Trump-Turm in Las Vegas, über einem grönländischen Fischerdorf thronend. "Ich verspreche, Grönland das nicht anzutun", setzte er darunter, und angesichts der beinahe selbstironisch anmutenden Note konnte sich kaum einer ausmalen, wie ernst er es in Wahrheit meinte. Umso größer die Überraschung, als die Entscheidung verkündet war. "Trump streicht seinen Trip nach Dänemark, weil sie ihm Grönland nicht vermachen wollen. Im Ernst", twitterte Peter Baker, Bürochef der "New York Times" in Washington.

Kaufpläne mit Geschichte

So grotesk das alles wirkt, Trump ist nicht der Erste im Weißen Haus, der den Kauf Grönlands ins Auge fasst. Bereits Harry Truman hatte 1946 erwogen, die größte Insel der Welt zu erwerben, allein schon wegen ihrer strategischen Lage im sich abzeichnenden Kalten Krieg mit der Sowjetunion. 100 Millionen Dollar wollte er den Dänen dafür bieten. Seit 1951 unterhält das amerikanische Militär in Thule einen Stützpunkt, derzeit besetzt mit rund 600 Soldaten. Trump knüpft nun dort an, wo Truman aufgehört hat. Laut "Washington Post" soll eine eventuelle Übernahme der Insel bereits vor Wochen Gesprächsthema zwischen ihm und seinen Beratern gewesen sein. Dabei sei die Idee geboren worden, auf unbestimmte Zeit jene Subventionen zu zahlen, vom Weißen Haus mit knapp 700 Millionen Dollar pro Jahr beziffert, mit denen Kopenhagen das autonome Gebiet unterstützt. Zudem, schreibt die Zeitung, habe man Dänemark mit einer Einmalsumme locken wollen, deren Höhe einstweilen kein Außenstehender kenne.

Hinter den Kaufgelüsten steht die Angst der Amerikaner, der aufstrebende Rivale China könnte ihnen ein Wettrennen in einer Weltgegend liefern, die sie als ihre eigene Einflusssphäre betrachten. Als Peking anbot, den Bau dreier Flughäfen auf Grönland zu finanzieren, forderten die USA die dänische Regierung auf, ein solches Projekt keinesfalls zuzulassen. Die Intervention vor knapp einem Jahr hatte Erfolg. (Frank Herrmann aus Washington, red, 21.8.2019)