Viennale-Leiterin Eva Sangiorgi präsentierte bei der Sommerpressekonferenz neue strukturelle Akzente des Filmfestivals.

Foto: Newald

Eine sich spiralenförmig ringelnde Schlange dient der kommenden Viennale (24. 10. – 6. 11.) als Plakatsujet und soll Verjüngung und Unberechenbarkeit symbolisieren. Und weil Symbole allein zu wenig sind, präsentierte Viennale-Leiterin Eva Sangiorgi bei der traditionellen Sommerpressekonferenz im Volksgarten auch neue strukturelle Akzente.

So wird das Filmfestival neben dem Hauptprogramm (darunter Festivalgewinner wie der frisch gekürte Locarno-Sieger Vitalina Varela) hinkünftig in die Sparten Monografien, Kinematografien und Historiografien gegliedert sein – also in Schwerpunkte auf einzelne Filmschaffende, auf Themen und Topoi sowie auf historische Abschnitte oder Wiederentdeckungen.

Vielschichtig

Eine der Monografien gilt diesmal der deutschen Regisseurin Angela Schanelec, die auf der letzten Berlinale mit Ich war zuhause, aber..., ihrem vielschichtigen Spielfilm über das Unbehaustsein moderner Großstadtmenschen, begeistern konnte. Die Deutsche zählt zu den wichtigsten Autorinnen ihres Landes, während der Franzose Pierre Creton nur echten Connaisseuren bekannt ist: Creton ist hauptberuflich Landwirt, sein auf der Viennale präsentiertes Kino ist stark mit den Menschen des Pays de Caux in der Normandie verbunden. Weitere Schwerpunkte des Festivals liegen auf dem Tunesier Ala Eddine Slim, der Dokumentar-, Video- und Spielfilme realisiert hat, die formal und thematisch Grenzen ausloten.

Partisanenwürdigung

Mit der portugiesischen, an der kalifornischen CalArts ausgebildeten Sílvia das Fadas wird auch eine experimentelle Filmemacherin vorgestellt, die auf 16-mm-Filmmaterial dreht. Ein eigener Länderschwerpunkt gilt Brasilien, in dem hauptsächlich Filme aus den letzten beiden Jahrzehnten die jüngsten politischen Verhärtungen des Landes verstehen helfen.

Die große, wie immer gemeinsam mit dem Filmmuseum veranstaltete Retrospektive widmet sich unter dem Titel "O Partigiano!" dem Partisanenfilm: Filme, die zwischen den 1940er und 1980er-Jahren entstanden sind und vom zivilgesellschaftlichen Widerstand gegen den Faschismus erzählen. (Dominik Kamalzadeh, 22.8.2019)