Das Verhältnis zwischen Mensch und Natur zeigt das Innsbrucker Taxispalais in "Ökologiken".

Foto: Günter Kresser

Eigentlich hatte Nina Tabassomi für den Sommer eine Ausstellung zum Thema "Lachen" angekündigt. Doch das scheint der Leiterin der Taxispalais Kunsthalle Tirol vorerst vergangen zu sein – wobei man sich fragt, ob's an den aktuellen lokalpolitischen Überlegungen zur Zukunft der Institution liegt, oder doch eher am Zustand der Welt.

Die planetarische Krise hat als Thema in der Kunst jedenfalls Hochkonjunktur. Zugleich mehrt sich Kritik an den Ökobilanzen von Kunstinstitutionen und an einem internationalen Kunst-Jetset, der zwecks Betroffenheitsübungen zu Plastik-verseuchten Meeren und CO2-Ausstoß eifrig um die Welt tourt.

Wie also andocken an das ambivalente Verhältnis zwischen Kunst und Klima? In Innsbruck versucht man es mit einem "Ökokino", in dem es beruhigend nach Rindenmulch und Heu duftet, aber gleich eingangs Greta Thunberg der Welt die Leviten liest. Das macht die Ausgangslage klar, die Sache aber kaum weniger kompliziert. Was durchaus Programm ist: Hier sollen Konzepte und Theorien, kurzum: "Ökologiken", zum Verhältnis der Menschheit zum Planeten zur Diskussion gestellt werden.

Endzeitstimmung

Rund zehn Stunden Filmmaterial – Dokumentarisches, Spiel- und Kunstfilme – sind im Rahmen nur eines Besuchs kaum zu fassen, ein Ticket gilt also für vier "Kinoeintritte". Es empfiehlt sich tatsächlich eine gezielte Auswahl, allein Fabrizio Terranovas Porträt von Donna Haraway erfordert ein konzentriertes Einlassen in die Gedankenwelt der US-amerikanischen Biologin und Wissenschaftstheoretikerin, die bereits in ihrem techno-feministischen "A Cyborg Manifesto" von 1985 die Grenze zwischen Körper und Maschine in Frage stellte und in ihrem jüngsten Buch "Unruhig bleiben" der Endzeitstimmung eine Symbiose der Arten entgegenstellt.

Poetisch-assoziativ kommt Nikolaus Gansterers und Khadija von Zinnenburg Carrolls in einer stillgelegten Wüsteneisfabrik in Sharjah aufgenommenes "Natur-Kino" daher, für Annie Sprinkle und Beth Stephens hat Mutter Erde ausgedient: Sie propagieren lustvoll das Bild der Erde als ein Objekt sexueller Begierde.

Schafwolle als Dämmung

Auch Rückblicke auf frühe Umwelt-Aktivistinnen wie Rachel Carson und die Geschichte des Ökofeminismus sind fraglos spannend: Was anderswo eher in Rahmenprogrammen landet, wurde hier zum Hauptakteur erhoben. An sich keine verkehrte Idee, doch der Umstand, dass der Großteil der Filme in englischer Sprache gezeigt wird, könnte angesichts ziemlich komplexer Themen zum Hemmschuh werden.

"Die Modellbauer" haben die Kinosäle mit Schafwolle gedämmt, ein "Regiomat" spendet in Plastik verpackte Kaminwurzen und Müsliriegel. Das kann man wie Tabassomi als eines jener Paradoxa betrachten, mit denen wir im Spannungsfeld zwischen Klimaschutz und Konsum täglich konfrontiert sind. Oder als ein nicht zu Ende gedachtes Ausstellungskonzept. (Ivona Jelcic, 23.8.2019)