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Donald Trump und Xi Jinping verstehen sich nicht immer gut.

Foto: Reuters / Kevin Lamarque

Ein Jahr nach dem Ausbruch des Handelskriegs zwischen den USA und China wächst in der US-Öffentlichkeit die Anti-Peking-Stimmung. Erstmals gab mit 60 Prozent die Mehrheit der befragten US-Bürger an, eine "unvorteilhafte Meinung" von der Volksrepublik zu haben. Seit ihrer ersten Umfrage vor 14 Jahren war in den USA die Ablehnung Chinas noch nie so hoch, fand jetzt das renommierte Institut Pew Research Center heraus. Von 2005 an hatte Pew jährlich eine repräsentative Auswahl von rund 1.500 US-Bürgern zu ihrer Haltung zu China befragt. Im Jahr 2018 hatten sich dabei 47 Prozent der Befragten negativ über China geäußert.

Nun sind es 13 Prozentpunkte mehr. Der Tiefpunkt von Chinas Image ist dabei nicht nur vom verbissen geführten Handelsstreit und von den mehrfach gescheiterten Verhandlungen beeinflusst. Negativ wirken sich ebenfalls eine angeblich unfaire Wirtschaftsweise, systematischer Technologiediebstahl oder Währungsmanipulationen aus – alles Dinge, die US-Präsident Donald Trump Peking vorwirft.

China "größte Bedrohung"

Die Wirtschaftsprobleme allein prägen aber nur zum Teil das schlechte Stimmungsbild. Alarmierender ist, dass jeder vierte Befragte (24 Prozent) China auch als die "größte Bedrohung" der USA in Zukunft ansieht. Das sind doppelt so viele wie 2007. Zum ersten Mal wird China außerdem als ebenso große Gefahr für die USA empfunden wie Russland. Moskau wird in der Umfrage ebenfalls von 24 Prozent der Befragten als künftige "größte Bedrohung" identifiziert. Das Negativbild über China wird auch von seiner jahrzehntelangen Aufrüstung und zunehmenden militärischen Macht geprägt. Insgesamt 81 Prozent sehen sie als Gefahr an.

Das ist besonders stark bei den Republikanern ausgeprägt, der Partei des US-Präsidenten. 32 Prozent von ihnen setzen die Volksrepublik an erste Stelle als potenzielle Bedrohung der USA, vor jedem anderen Land. Die oppositionellen Demokraten hingegen stellen zu 36 Prozent Russland auf Platz eins und China mit 19 Prozent auf Platz zwei.

Anhaltender Schaden

Die Pew-Befragung unterstreicht, wie stark die Beziehungen zwischen den USA und China durch den Handelskrieg anhaltenden Schaden nehmen. Immer mehr Ökonomen und Sozialwissenschafter sorgen sich angesichts einer "Entkoppelung" der beiden größten Wirtschafts- und Handelsmächten der Welt. Die Studie ist aber auch eine indirekte Warnung für die chinesische Führung, Trump aussitzen zu wollen, in der Hoffnung, dass er 2020 die Wahl verliert und die Demokraten wieder an die Macht kommen.

Die Umfrage zeigt nämlich, dass sich in beiden Parteien die Einschätzung von China gleichermaßen verschlechtert. Bei Trumps Republikanern hätten "70 Prozent eine unvorteilhafte Meinung von China." Bei den Demokraten seien es nur 59 Prozent, doch auch das ist eine Mehrheit.

Peking lässt seine gelenkten Medien aus anderen Pew-Umfragen oft und gerne zitieren. Über die jüngst veröffentlichte Studie berichteten sie dagegen nicht. Die Propaganda verbreitet täglich Meldungen, wonach in den USA die China-Politik Trumps bei Wirtschaft und Industrie, mächtigen Interessensgruppen und weiten Teilen der Bevölkerung auf wachsenden Widerstand stößt. Doch das führt nicht zu einem besseren China-Bild in der Öffentlichkeit. (Johnny Erling aus Peking, 22.8.2019)