Die Stegosaurier zählen zweifellos zu den bekanntesten Dinosauriern überhaupt, allen voran der größte Vertreter dieser Gruppe, der auch als Namensgeber taugt: Stegosaurus. Insgesamt werden mehr als ein Dutzend Gattungen unumstritten zu den Stegosauriern gezählt, das auffälligste verbindende Merkmal kennt jedes Kind: Eine Doppelreihe aus Knochenplatten, die entlang von Rücken und Schwanz angeordnet sind.

Dieses Stegosaurus-Exemplar namens "Sophie" kann im Natural History Museum in London bestaunt werden.
Foto: Susannah Maidment/Natural History Museum London

Jetzt sind die Stegosaurier um eine weitere Art und Gattung reicher: Wissenschafter stießen in Marokko auf die Überreste eines bislang unbekannten Vertreters. Wie sie im Fachblatt "Gondwana Research" berichten, handelt es sich bei dem 168 Millionen Jahre alten Exemplar um den ersten Stegosaurus, der je in Nordafrika gefunden wurde und einen der ältesten überhaupt.

Adratiklit boulahfa

"Die Entdeckung ist besonders spannend, da das Tier aus dem mittleren Jura stammt. Die meisten bekannten Stegosaurier sind deutlich jünger. Das hilft uns dabei, mehr über die Evolution dieser Dinosaurier herauszufinden", sagte Susannah Maidment vom Natural History Museum in London. Die Art erhielt den Namen Adratiklit boulahfa, was auf Berberisch so viel wie Bergechse bedeutet. Gefunden wurden die Fossilien nämlich im Atlasgebirge.

Der Fund ist alles andere als vollständig, Ausgrabungen förderten lediglich einige Wirbel und einen Oberarmknochen zutage. Doch den Forschern fielen schnell anatomische Ähnlichkeiten mit anderen Stegosauriern auf, die aber auf eine eigene Gattung schließen lassen. Die Wissenschafter hoffen, in der Region noch weitere Überreste von Adratiklit boulahfa zu finden.

Einige Knochen von Adratiklit boulahfa.
Foto: Natural History Museum London

Stegosaurier waren einst weit verbreitet, Fossilien waren bisher aus Südafrika, Nordamerika, Europa und Asien bekannt. Zur Überraschung der Paläontologen scheint die neu entdeckte Gattung aber näher mit den europäischen Stegosauriern verwandt gewesen zu sein als mit den beiden bisher bekannten Gattungen aus Afrika.

Falsches Bild von Gondwana?

Den Forschern zufolge könnte der Fund auch gegen die gängige Annahme sprechen, dass diese Dinosaurier vorwiegend in Laurasia lebten. Als Laurasia wird die nördliche der beiden großen Landmassen bezeichnet, die durch das Zerbrechen des Superkontinents Pangaea im Mesozoikum entstand. Der südliche Teil wird Gondwana genannt. Die Überreste der meisten bekannten Stegosaurier und anderer Vertreter des Taxons der Thyreophora stammen aus Gesteinsformationen, die zu Laurasien zählen.

Maidment zufolge könnte der Fokus der bisherigen paläontologische Forschung auf Laurasien ein verzerrtes Bild verursacht haben: "Womöglich basiert die Annahme, dass Stegosaurier in Godwanda nicht so häufig waren schlicht darauf, dass in dortigen Felsformationen weitaus weniger Ausgrabungen und detaillierte Studien durchgeführt wurden". Die gute Nachricht sei aber, dass womöglich noch sehr viele solche Funde auf ihre Entdeckung warten. (dare, 23.8.2019)