In Alpbach wird auch über Cybersicherheit diskutiert.

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Angesichts des Ausmaßes, in dem Künstliche Intelligenz (KI) mittlerweile genutzt wird, werde es auch immer "schwieriger, teurer und komplexer, ein sicheres System zu bauen", so Stefan Mangard von der Technischen Universität (TU) Graz. Als Wissenschafter sehe er KI vor allem als "große Chance", die eindeutig mit Risiken verbunden ist, denen es auf transparente Weise zu begegnen gilt.

Offene Forschung

"Für mich ist die unabhängige und offene Forschung der Schlüssel, mit dem wir verlässliche Sicherheitstechnologien für die Zukunft generieren können", erklärte er der APA am Rande der Alpbacher Technologiegespräche. Viele Menschen hätten im Hinterkopf, dass es für die Absicherung eines Systems notwendig ist, geheim zu halten, wie es aufgebaut ist, und man den großen Konzernen blind vertrauen muss, dass sie ihre Produkte sicher machen. In vielen Bereichen werde Security aber eher als "nötiges Übel angesehen, damit man seine Produkte überhaupt auf den Markt bringen kann".

Momentan würden zahlreiche Firmen "crazy Features" in ihre Produkte einbauen – so komme etwa auch KI in Teddybären, die mit Kindern sprechen sollen. Wenn etwa Spielwarenfirmen beginnen, so etwas zu machen, heiße das nicht zwangsläufig, dass sie beispielsweise auch im Hinblick auf die Datensicherheit wissen, was sie tun. Viele Firmen würden vermeintlich sichere Technologien einfach einkaufen und einbauen oder mit anderen kombinieren, wie Mangard am Donnerstagnachmittag auch im Rahmen einer Diskussion mit dem Titel "Künstliche Intelligenz und Cybersecurity" betonte.

Entdeckungen

Doch gerade in der jüngsten Vergangenheit haben etwa Forscher des Instituts für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie der TU Graz mit dem Aufdecken der Sicherheitslücken "Meltdown" und "Spectre" in sämtlichen aktuellen Prozessoren und dem Gewinn eines weltweiten Wettbewerbs mit dem Verschlüsselungsalgorithmus ASCON bewiesen, wie wichtig öffentliche Forschung für die Internetsicherheit ist. Dies wolle man auch weiter im Rahmen des "Cybersecurity Campus Graz" stärken, an dem universitäre Institute mit Firmen zusammenarbeiten werden. Letztere könnten auf offenen Plattformen aufbauende proprietäre Produkte herausbringen und sich dadurch im Markt differenzieren, so Mangard.

Für den KI-Pionier Sepp Hochreiter von der Universität Linz ist es nun an der Zeit, dass Europa sich seiner Stärken im KI-Bereich bewusst wird. Der Forscher hat mit den "Long Short-Term Memory-Netzen" eine der Grundlagen für die heutige KI-Technologie geschaffen, die nun vor allem von Großkonzernen aus Übersee wie Amazon, Google und Co breit eingesetzt wird und dort die Kassen klingeln lässt.

Laut Hochreiter sollten beispielsweise die im Ingenieurswesen traditionell starken europäischen Unternehmen damit beginnen, KI sinnvoll auch in ihre Produkte einzubauen und damit neue Märkte erschließen. Würde etwa eine vernetzte Bohrmaschine dem Kunden Rückmeldung über ihren richtigen Einsatz geben und dem Hersteller Informationen zur laufenden Verbesserung liefern, bringe das im besten Fall einen Mehrwert für beide mit sich. "Auch die KI ist ein Werkzeug, das verschieden genutzt werden kann. Sie kann helfen oder schaden", sagte Hochreiter. Es liege nun auch an der Gesellschaft mitzudefinieren, in welche Richtung es zukünftig geht. (APA, 22.8.2019)