Der mit allen Zuckerwassern gewaschene Parteichef Norbert Hofer alias "der Siaßlate" oder "Il Zucchero".

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Kolumnistenglück: Bis Oktober muss ich mir über keine Themen den Kopf zerbrechen, weil es außer dem Wahlkampf keine Themen gibt. Außerdem bleibt es mir erspart, über die SPÖ zu schreiben, weil die sich ihrer Medienpräsenz nach zu urteilen in Luft aufgelöst haben dürfte.

Dafür geht es bei der FPÖ hoch her. Anfang der Woche hat der mit allen Zuckerwassern gewaschene Parteichef Norbert Hofer alias "der Siaßlate" oder "Il Zucchero" im ORF verkündet, dass er sich eine politische Rückkehr von Strache schwer vorstellen kann. Nicht genug damit: Tags darauf wurde ruchbar, dass er Hazees Facebook-Seite gekapert und seinen Vorgänger unter digitale Kuratel gestellt hat.

Das nenne ich eine saubere Parteifreundschaft! Kaum bläst Strache Gegenwind entgegen, haut ihm Il Zucchero den Haken ins Kreuz! Wie stellt sich Hofer das vor? Soll Strache die 25.000 Euro für den nächsten Operball aus eigener Tasche bezahlen? Und wer spielt den Querverbinder zum österreichischen Lumpenproletariat, wenn Strache mundtot gemacht wird?

Harte Zeiten

Aber nicht nur zwischen Il Zucchero und Kuratel-Heinzi gärt es. Auch Kickl ist noch im Spiel und neidet Hofer dessen enorme Publikumsakzeptanz. Obwohl der Bimaz bei vier Fünfteln der Bevölkerung so beliebt ist wie eine Gürtelrose, scharrt er hörbar mit den Hufen und spitzt auf einen Ministerposten.

Wahrscheinlich plant er eine Privatrazzia und lässt ein dutzend Kampflipizzaner in Hofers Einfamilienhaus in Pinkafeld einreiten, um an kompromittierendes Material heranzukommen. Harte Zeiten für die FPÖ also.

Der Österreichischen Horten-Partei (ÖHP) geht es indes ganz gut. Ich hätte nur eine Bitte an Sebastian Kurz: nämlich im Wahlkampf von der Verwendung des Wortes "anpatzen" Abstand zu nehmen. Ich kenne fünf Dutzend kultivierte Leute, die auf der Stelle zu vomieren beginnen, wenn sie diese hyperabgestandene Vokabel hören, so sehr hängt sie ihnen zum Hals heraus.

Ein Vorschlag wäre, "anpatzen" durch ein sinnverwandtes Wort zu ersetzen. "Anwischerln" zum Beispiel (es muss ja nicht gleich "anschiffen" sein). "Ich will mich nicht am gegenseitigen Anwischerln beteiligen", "Sie können mich ruhig anwischerln, aber nicht die Veränderung, für die ich stehe": Solche Ansagen brächten frischen Wind in einen öd gewordenen Politdiskurs. Nur trauen muss man sich halt. (Christoph Winder, 24.8.2019)