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Nur noch acht Teams sind Teil von "The International 2019".

Foto: Reuters

Tag drei in Shanghai bei "The International Dota 2 Championships" und die Reihen lichten sich. Mit den Mitfavoriten Virtus Pro und dem philippinischen Team TNC.Predator mussten mittlerweile sechs Teams die Heimreise antreten. Der Tag begann mit den Partien im Lower Bracket. Im ersten Bo3 musste sich das Überraschungsteam von Newbee dem Underdog aus Südamerika stellen, Infamous. Die wenigsten hätten Infamous zugetraut überhaupt die zweite Runde im Lower Bracket zu erreichen, aber in einem Bo1 kann auf diesem Niveau alles passieren. Deshalb rechneten viele damit dass Newbee den Südamerikanern ihre Grenzen aufzeigen kann, doch bereits im ersten Spiel konnte Infamous überraschen. In nur 25 Minuten zwangen sie Newbee zur Aufgabe und erreichten ein schnelles 1:0. In Spiel 2 konnten "PieLieDie" und Co. zwar nochmal zurückschlagen, im dritten Spiel mussten sie sich allerdings endgültig geschlagen geben. Damit hat Infamous den Kritikern gezeigt, dass Teams aus Südamerika beim TI nicht nur dazu da sind, sich den letzten Platz abzuholen. Mit einem Top 8 Ergebnis sind ihnen zumindest 844,597 US-Dollar sicher. Doppelt so viel wie das Team bisher überhaupt an Preisgeld verdient hat.

Team Secret

Überraschende Wendung in Top-Partie

Im zweiten Bo3 des Tages wurde es für Team Secret ernst. Relativ überraschend musste der Topfavorit gestern nach einer Niederlage gegen Evil Geniuses den Gang ins Lower Bracket antreten. Gegen Mineski entschied sich Secret im ersten Spiel für "Meepo" als Lastpick. Mineski bekam allerdings mehr und mehr Kontrolle über das Spiel und Secret schaffte es nicht die Kämpfe nach ihren Wünschen zu eröffnen und zu gestalten. Nach 33 Minuten wollte Mineski das Spiel mit aller Gewalt beenden, scheiterte jedoch kläglich. Obwohl mehr als komfortabel in Führung und der Buyback von "Alchemist" noch am abklingen war (die Möglichkeit seinen Helden nach einem Tod zurück ins Spiel zu kaufen ist nur einmal alle acht Minuten verfügbar), wollte Mineski unbedingt Megacreeps. Mit dem Fall der letzten Kaserne in der Mitte gelang ihnen das auch. Mit "Aegis" und "Cheese" auf Alchemist wollten sie zugleich das Spiel beenden. Secret schaffte es ihre Basis zu verteidigen, tötete Alchemist und drei andere Helden von Mineski. Damit war der Weg frei für den Gegenpush. Ohne Alchemist hatte Mineski Secret nichts entgegenzusetzen und so konnten "Puppey" und Co. ein längst verloren geglaubtes Spiel doch noch für sich entscheiden.

Das zweite Spiel war praktisch ein Spiegelbild des Ersten. Mineski war über weite Strecken des Spiels dominant, schaffte es jedoch nicht den Sack zuzumachen. Trotz eines weiten Vorsprungs schaffte es Secret auch diesmal sich ins Spiel zurück zu kämpfen. Wieder gewann Secret den scheinbar entscheidenden Kampf und wieder lief Secret in der Basis von Mineski ein. Doch diesmal hatte Nikobaby mit seinem "Faceless Void" noch seinen Buyback und er nutzte ihn um den Angriff von Secret erfolgreich abzuwehren. Mineski hielt stand, schickte Secret auf die Bretter und entschied das zweite Spiel für sich.

Favorit konnte sich doch noch durchsetzen

Nun stand Secret mit dem Rücken zur Wand, nur eine Niederlage war man vom Ausscheiden entfernt. Würde Secret in der zweiten Runde des Lower Brackets rausfliegen wäre das noch eine deutlich größere Überraschung als gestern bei Virtus Pro. Keine Experimente beim Draft auf beiden Seiten, sowohl Secret als auch Mineski picken für sie bekannte Helden. Secret schafft es in den ersten 20 Minuten sich einen Vorsprung herauszuspielen, doch wieder kommt Mineski über starke Teamfights zurück. Gerade als Mineski wieder die Oberhand hat schlägt Secret wieder zurück und so geht es hin und her. Nach 44 Minuten allerdings gelingt Secret der entscheidende Schlag. Kam Boon "Moon" Seng mit "Death Prophet" wird nur wenige Minuten nach seinem Buyback im vorigen Fight von Puppey und Co. ausgeschaltet, worauf das komplette Team auseinander bricht. Nur Nikolay "Nikobaby" Nikolov überlebt mit "Wraith King", kann Secret aber nicht davon abhalten ihre Basis zu zerstören.

Damit hat sich der Favorit durchgesetzt, Mineski kann aber erhobenen Hauptes die Bühne verlassen. Die Wenigsten haben wohl vor dem Aufeinandertreffen damit gerechnet, dass sie Secret so nahe an den Rand einer Niederlage bringen können, zumindest in einem Bo3.

NoobFromUA

PSG.LGD setzte sich klar durch

Damit waren nur noch acht Teams übrig im Turnier, die Partien im Upper Bracket standen am Zeitplan. Den Anfang machten die beiden derzeit stärksten chinesischen Teams, Vici Gaming und PSG.LGD. Wie bei rein chinesischen Duellen übrig war die Anfangszeit der Partie hauptsächlich von Taktik geprägt. Nur 4:1 für Vici Gaming stand es nach 20 Minuten. Dota Plus (Statistiksystem) bescheinigte VG nach etwa 32 Minuten eine 72% Wahrscheinlichkeit das Spiel zu gewinnen. Allerdings war da noch Wang "Ame" Chunyu mit seinem "Terrorblade", einer der stärksten Hardcarrys im Spiel. Und auch Captain Xu "fy" Linsen, einer der besten Supportspieler der Welt auf einem seiner Lieblingshelden, "Rubick". Jede Minute wurde es schwieriger für VG den hohen Schadensoutput von "Ame" Herr zu werden und so mussten sie am Ende das erste Spiel verloren geben.

Im zweiten Spiel bereitete sich PSG.LGD mit ihrem Draft scheinbar für ein längeres Spiel vor. Mit Spectre wurde einer der stärksten Endgame-Helden im Spiel gepickt. VG entschied sich dagegen für ein Lineup, mit dem sie vor allem im Midgame schon gut aufgestellt waren. PSG.LGD ging sogar noch einen Schritt weiter und kaufte auf 3 Helden "Hand of Midas". Ein Item, welches sich erst bei längeren Partien wirklich auszahlt und im Early- bis Midgame wenig Vorteile bietet. Jedoch bewiesen "Ame" und Co mit fortdauernder Partie, warum sie im Vorjahr den zweiten Platz belegten und weshalb sie wohl auch heuer das Team sind, welches es zu schlagen gilt wenn man am Ende ganz oben stehen möchte. Mit perfekten Spielverständnis und großartiger Execution in den Teamfights machten sie ihren, durch den Draft bedingten, Nachteil im Early und Midgame wett und ließen im letzten größeren Teamfight des Spiels VG nicht den Hauch einer Chance. Nach 42 Minuten hieß es GG, PSG.LGD zieht ins Upper Bracket Final ein und hat damit einen Platz in den Top 3 sicher.

NoobFromUA

OG überrollte EG

Nun die Partie auf die jeder westliche Dota-Fan gewartet hat, das Duell zwischen "N0tail" und "Fly" – OG gegen EG. die Partie die ersten 25 Minuten recht einseitig. EG schaffte es mit guter Mapcontrol und starken Teamfights nach und nach ihre Führung auszubauen. OG hatte in dieser ersten Partie nicht den Hauch einer Chance. "Arteezy" war mit Terrorblade nicht zu stoppen und vor allem "N0tail" hatte keine Möglichkeiten mit "Treant Protector" wirksam in die Partie einzugreifen. Damit ging die erste Partie klar an EG.

Nachdem es im ersten Spiel so gut funktioniert hat, war der Gameplan von EG für Spiel zwei klar: Erneut "Arteezy Terrorblade". Was im ersten Spiel allerdings hervorragend funktioniert hat, wurde im Zweiten zum Desaster für EG. Diesmal wurde "Arteezy" von Anfang an ordentlich von "Topson" unter Druck gesetzt und überhaupt das ganze OG Lineup wirkte deutlich stimmiger als in Spiel eins. Mit der Kontrolle über "Arteezy" und einer starken Leistung ging das zweite Spiel klar an OG. Es ging also auch dieses Jahr über die volle Distanz in diesem Duell.

Wie sehr ein Anti-Mage das Spiel dominieren kann wenn er nur genügen Zeit bekommt, hat man am Mittwoch bei Liquid gegen TNC gesehen. Miracle hat am Ende den Gegner quasi im Alleingang zerlegt. Diesmal war es "Arteezy", der sein Team mit Anti-Mage zum Sieg führen wollte. Doch anders als Liquid am Mittwoch, schaffte es EG in keiner Weise genug Platz zu schaffen, um ihrer Position 1 die Zeit zu geben die er benötigt um wirkungsvoll kämpfen zu können. OG überrollte EG in diesem Spiel und nach nur 28 Minuten hieß es "GG" von seiten EG. N0tail und Co. schaffen es 2 Jahre hintereinander, dass sie das amerikanische Team ins Lower Bracket befördern. Damit treffen sie am Samstag auf PSG.LGD. Die Chinesen sind ihnen bestens bekannt, konnte OG sie doch im Vorjahr im großen Finale mit 3:2 besiegen. (Philipp Simmer, 23.8.2019)