Der bevorstehende Brexit bringt die Iren dazu, sich an neuen Märkten am EU-Festland zu orientieren.

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Wien – Zwar sind die konkreten Folgen des bevorstehenden Brexits noch nicht absehbar, doch Irland bereitet sich offenbar bereits auf einen ungeregelten Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union vor. Konkret geht es um Agrarprodukte. Gibt es nach einem harten Brexit wieder Zölle zwischen Irland und dem Vereinigten Königreich, ist es wahrscheinlich, dass sich die Iren an neuen Märkten orientieren. "In der Milchbranche sind die Vorboten des Brexits bereits spürbar. Die Märkte kommen unter Druck, weil Irland die Milch am EU-Festland verkaufen will", sagt Bauernbund-Präsident Georg Strasser.

Er konkretisiert seine Sorgen auch am Beispiel Rindfleisch: "In Deutschland und Italien sichern sich irische Vermarkter bereits Märkte und Felder für einen ungeregelten Brexit. Das ist klar ersichtlich", erklärt Strasser im Gespräch mit dem STANDARD. Bei der Butter bewege man sich noch in einer Grauzone. Expertenberichten zufolge ufert die produzierte Menge zwar noch nicht aus, aber die Preise seien bereits unter Druck geraten. Strasser fordert daher den Handel, die Gastronomie und Konsumenten dazu auf, heimischer Qualität die Treue zu halten und sich nicht dem Preisdruck hinzugeben. Besonders vom Handel erhofft er sich bei Preisverhandlungen, nicht an die äußerste Grenze zu gehen.

Bauern als Verlierer

Der Anteil von Produkten, die im Handel als Eigenmarken wie beispielsweise S-Budget bei Spar verkauft werden, steige. Solche Eigenmarken erleichtern es, Produkte aus dem Ausland "unbemerkt" zu verarbeiten. Regionale Marken würden dadurch vom Markt verdrängt. "Mehr als ein Drittel der Butter wird in Österreich unter einer Handelsmarke verkauft. Bei anderen Milchprodukten ist der Anteil und somit die Abhängigkeit der Bauern und Molkereien vom Handel noch größer", gibt Strasser zu bedenken. Während der vergangenen Jahre sei die Preisspanne auseinandergegangen. In dieser Entwicklung sind die Bauern und Molkereien die Verlierer und die Händler die Gewinner.

480.000 Tonnen Käse und 90.000 Tonnen Butter werden von der EU nach Großbritannien geliefert, ein großer Teil davon stammt aus dem benachbarten Irland. Qualitativ halten sich die österreichische und die irische Butter in etwa die Waage. Die Qualitätsstandards sind ähnlich, und die beiden Länder weisen EU-weit die besten CO2-Werte in der Produktion auf. Einen Wettbewerbsvorteil attestiert Strasser den heimischen Produkten allerdings doch: "Wir punkten mit Regionalität, kurzen Transportwegen, strengen Kontrollen und Auflagen bei Themen wie Gentechnikfreiheit und Bio-Qualität." (red, 23.8.2019)