Ab Dezember soll es möglich sein, den Gletscher am Kitzsteinhorn über eine Kette von sechs Bahnen direkt aus dem Salzachtal zu erreichen.

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Verlauf der Seilbahnen auf den Langwiedboden.

foto: gletscherbahnen kaprun ag

Norbert Karlsböck, den krisenerprobten Ex-Bürgermeister von Kaprun und jetzt Vorstand der Gletscherbahnen Kaprun AG, bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Selbst bei der Frage, ob denn sein Gletscherskigebiet am Kitzsteinhorn überhaupt noch einen Gletscher habe, bleibt er gelassen: "Selbstverständlich. Das Schmiedingerkees hat noch rund einen Quadratkilometer Fläche und ist bis zu 40 Meter dick", sagt Karlsböck.

Der kleine Gletscher ist das Herzstück des Gletscherskigebietes am Kitzsteinhorn. Bis dato war er nur aus dem Kapruner Achental erreichbar. Einst mit einer Stollenseilbahn, nach der Brandkatastrophe im November 2000 dann mit dem neuen Gletscherjet. Ab Dezember dieses Jahres soll es dann zusätzlich möglich sein, das Kitzsteinhorn auch direkt aus dem Salzachtal vom Ortszentrum Kaprun aus via Seilbahn zu erreichen.

2261 Höhenmeter Seilbahnachse

Dies wird durch eine neue, 4,3 Kilometer lange Dreiseilumlaufbahn zwischen dem Kapruner Skigebiet am Maiskogel (1.570 Meter) und dem Langwiedboden (1.976 Meter) am Kitzsteinhorn möglich. Mit der Verbindungsbahn (Fahrzeit neun Minuten) entsteht über insgesamt sechs Seilbahnen nicht nur die längste durchgehende Seilbahnachse, sondern mit 2.261 Höhenmetern auch jene mit der größten Höhendifferenz in den Ostalpen.

Der Start ist in Kaprun auf 768 Metern Seehöhe, am Ende steht der Passagier dann auf 3.029 Metern.

Ein bisschen geht dann doch das Pathos mit Karlsböck durch, wenn er das Projekt als "Generationentraum" beschreibt – gemeint ist die Verbindung des Gletscherskigebietes mit dem Familienskigebiet am Maiskogel.

Sicherheit

Wobei mit Skiern das Kitzsteinhorn weiterhin isoliert bleibt. Eine Talabfahrt ins Kapruner Achental ist weiterhin nicht möglich, und auch zwischen dem Gebiet am Kitzsteinhorn und dem Maiskogel gibt es keine Skiverbindung. Die Gäste sind auf die Seilbahnen angewiesen. Die nunmehr zweite Seilbahnstrecke ins Tal ist aber doch ein erheblicher Sicherheitsgewinn.

Rund 47 Millionen hat die Gletscherbahnen AG allein für die Verbindungsbahn in die Hand genommen. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt 81,5 Millionen: Da ist ein neues Skicenter im Ort und eine neue Seilbahn auf den Maiskogel noch dabei. Beides ist bereits in Betrieb.

Eine Frequenzsteigerung erwarten die Kapruner übrigens nur in geringem Umfang. Im Geschäftsjahr Oktober 2017 bis September 2018 zählte man 1.091.000 Passagiere. Mit im Jahresdurchschnitt 278 Beschäftigten wurde im vergangenen Geschäftsjahr ein Gesamtertrag von 44 Millionen Euro erwirtschaftet.

Pkw-Verkehr einsparen

"Wir rechnen mit einer Frequenzsteigerung von höchstens fünf Prozent", sagt Karlsböck. Eines der zentralen Argumente für den Bau der neuen Verbindungsbahn sei die Komfortverbesserung gewesen. Die Gäste könnten nun fußläufig im Ort Kaprun zum Skicenter gelangen und von dort bequem wahlweise zu den 20 Pistenkilometern am Maiskogel oder den 42 Kilometern am Kitzsteinhorn gelangen oder je nach Wetter auch zwischen den Gebieten switchen.

Wer auf den Gletscher möchte, müsse nicht mehr mit dem Auto ins Achental fahren. Derzeit würden im Winter bis zu 2.000 Pkws zur Talstation fahren, Karlsböck rechnet mit einer Reduktion um 50 Prozent. Somit würden etwa eine Million Autokilometer eingespart. (Thomas Neuhold, 25.8.2019)