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Foto: David Maupile / laif / picturedesk.com

Im Prinzip ist das dänische Protestschwein in seiner weiblichen Form eine ganz normale Sau, nur rot-weiß-rot gestreift. Auch deshalb kann es niemals mit einem Zebra verwechselt werden. Es grunzt, frisst alles und suhlt im Gatsch. Eber dieser Art wiegen maximal 350 Kilogramm. Dass die Schulterhöhe bis zu 90 Zentimeter beträgt, will man eigentlich nicht wissen. Die Bestie Mensch mästet, schlachtet und paniert es. Ist man einem putzigen Protestferkel einmal persönlich begegnet, wird man automatisch zum Vegetarier oder steigt zumindest auf Truthahn um, weil der eher schiach ist.

Was das dänische Protestschwein nicht kann: twittern. Dank Donald Trump ist es wieder in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Der US-Präsident will ja Dänemark die Insel Grönland abkaufen. Wobei "abkaufen" schon ein gewisser Fortschritt ist, er hätte ja auch "wegnehmen" twittern können. Die dänische Politik reagierte jedenfalls empört, bezichtigte Trump des Irrsinns und Aberwitzes, fragte rhetorisch, ob er gegen eine Traverse gerannt beziehungsweise Schleuse geschwommen sei. Das könnte vor Jahren tatsächlich passiert sein.

Lebendige Flagge

Das Protestschwein ist ein Symbol für Dänemarks Wehrhaftigkeit. Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts, als es der in Nordfriesland lebenden Minderheit untersagt war, den Dannebrog, also die rot-weiße Landesflagge zu hissen, züchteten begabte dänische Bauern aus Protest gegen die Unterdrücker das Protestschwein. Aus bestehenden Sattelschweinrassen, Kreuzungen von holsteinischen und jütländischen Marschschweinen. Aber auch das englische Tamworth-Schwein und das Angler Sattelschwein wurden mitgemischt. Raus kam die lebende Fahne, die bei Wind nicht weht, sondern grunzt und furzt.

Zwischendurch war das dänische Protestschwein (auch rotbunter Husumer genannt) übrigens ausgestorben. Seit 1984 muss man sich diesbezüglich keine Sorgen mehr machen. Das Land Schleswig-Holstein fördert wegen des kulturellen Werts den Erhalt dieser Rasse.

Trumps Zuchtschwein

Trump könnte als Gegenmaßnahme ein amerikanisches Protestschwein basteln lassen. Rot-blau gestreift, mit 50 weißen Sternen auf dem Rücken (Grönland wäre die Nummer 51), die Vorderhaxerln sollten in der Lage sein zu twittern. Höhepunkt dieser Qualzucht wäre ein orangestichiger Borstenschopf. Die Prachtschweine könnten an der Grenze zu Mexiko patrouillieren.

Das wird es aber nicht spielen, erfuhr Der STANDARD aus gut informierten Kreisen. Die Forschung sei noch nicht so weit. Das amerikanische Protestferkel wäre so nebenbei schiacher als ein ausgewachsener Truthahn. Donald Trump wird die Schlacht um Grönland nicht hoch gewinnen. (Rudi Rüssel, 24.8.2019)