Kurz in Tirol.

FOTO: APA/HERBERT NEUBAUER

1. AKT

(Gebirge. Der Heilige Andreas von Tyrol meditiert in seiner Klause. Der ÖVP-Vorsitzende Kurz tritt auf und kniet vor ihm nieder.)

KURZ: Heiliger Andreas, Weisester der Weisen, im Namen unserer Gemeinschaft erbitte ich deinen Rat. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt gegen uns. Wie sollen wir uns verhalten?

ANDREAS (nachdem er seine Meditation beendet hat): Verhaltet euch still und fürchtet nichts. Seit Äonen hält unsere Gemeinschaft Macht in ihren Händen, und siehe, es steht geschrieben: "Nicht Macht ist es, sondern vor allem Ohnmacht, die korrumpiert." Wie also könntet ihr euch schuldig machen?

KURZ: Innigen Dank, Heiligster der Heiligen, für diese kluge, erbauliche Botschaft. Gleich will ich hinabsteigen vom Berge, sie den Kameradinnen und Kameraden zu überbringen. (Küsst ihm die Füße. Ab.)

ANDREAS (ihm nachrufend): Bedenket jedoch, ihr Heißblütigen, dass auf den Säulen des Christentums unsere Gemeinschaft ruht, und beherziget das oberste Gebot, das da lautet: "Geben ist seliger als nehmen!"

(Beginnt wieder zu meditieren. Vorhang)

2. AKT

(Parteizentrale der ÖVP. Die Mitglieder des Parteivorstands, wartend. Kurz tritt ein.)

KURZ: Entwarnung! Der Alte sagt, wir brauchen uns keine Sorgen machen. Solang wir an der Macht sind, können wir gar nicht korrupt sein. Korrupt sind nur die Machtlosen.

(Jubel und Beifall vonseiten des Parteivorstands)

BLÜMEL (am Korken einer Champagnerflasche drehend): Hat er sonst noch was gesagt?

KURZ: Schweden ist öliger als Bremen.

BLÜMEL: Manchmal ist er schwer zu verstehen. (Lässt den Korken knallen.)

(Vorhang)

Material: "Die geplante Beschlagnahmung", Interview mit Andreas Khol – Falter 33/19

(Antonio Fian, 23.8.2019)