In kalifornischen Häfen wie Long Beach laufen immer weniger Schiffe mit Waren aus China ein.

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Die Lage ist explosiv. Die Weltwirtschaft kühlt sich seit einem Jahr deutlich ab. Einer der Gründe für das schwächere Wachstum: der Handelsstreit, der den Exportmotor bremst. Das verunsichert die Unternehmen, die wegen schlechterer Absatzchancen im Ausland die Produktionskapazitäten und geplante Investitionen drosseln. Das bekommt auch Europa zu spüren, obwohl sich der Handelsstreit in erster Linie zwischen China und den USA abspielt.

Die Entwicklung lässt sich ganz gut anhand sogenannter Frühindikatoren darstellen, die auf Umfragen unter Managern basieren. Eines der bekanntesten Barometer ist der PMI, und der weist für Europa nun schon seit sieben Monaten rückläufige Produktionsraten aus. Damit gilt ein weiteres Minus in der Güterherstellung im dritten Quartal dieses Jahres als wahrscheinlich. In Deutschland wird die Wirtschaft zusätzlich von der Schwäche der Autoindustrie belastet.

Dienstleistungen robust

Demgegenüber läuft es bei den Dienstleistungen nach wie vor recht gut. Die gute Lage am Arbeitsmarkt in Europa hat bisher dazu geführt, dass weiterhin konsumiert wird. Der Handel und andere Services konnten somit den Rückgang in der Industrie teilweise kompensieren. Doch seit Sommerbeginn deuten die Umfragen darauf hin, dass in der Produktion Stellen abgebaut werden. "Ein signifikanter Rückgang bei der Beschäftigung ist der Hauptkanal, über den die Schwäche der Industrie auf die Inlandsnachfrage übertragen werden kann", schreibt das Analysehaus Oxford Economics in einem Bericht anlässlich der neuen PMI-Daten.

Donald Trump und US-Notenbankchef Jerome Powell (rechts) stellen die Konjunkturweichen derzeit recht unterschiedlich.
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In dieses Bild passen auch die Umfragewerte unter den Managern, wonach die Geschäftsstimmung für die kommenden zwölf Monaten auf den niedrigsten Wert seit Mai 2013 gefallen ist. Oxford Economics rechnet für das dritte Quartal nur noch mit einem Mini-Plus von 0,2 Prozent für die Volkswirtschaft der Eurozone. Diesen Wert hatte die Währungsunion auch im zweiten Quartal erreicht.

Wachstum verlangsamt

Das hieße, dass die Wirtschaft zwar sehr langsam wächst, aber in keine Rezession rutscht. Österreich liegt da genau im EU-Schnitt, womit die Bremsung hierzulande nach dem höheren Wachstum im ersten Quartal (0,4 Prozent) noch stärker ausgefallen ist als in der gesamten Union. Dabei ist die Beschäftigung in Europa von April bis Juni noch gestiegen. Doch der Arbeitsmarkt reagiert gewöhnlich zeitlich verzögert auf eine Konjunkturabkühlung.

Strafzölle als Bremsklötze

Als größte Gefahr gilt – wie gesagt – eine Eskalation des ohnehin schon bedrohlichen Handelskriegs. Einerseits kann eine Ausdehnung der US-Strafzölle auf die EU angesichts der Unberechenbarkeit von Präsident Donald Trump nicht ausgeschlossen werden, andererseits wird auch der Konflikt zwischen Washington und Peking immer schärfer. Nach der vom Weißen Haus angekündigten Ausweitung der Strafzölle auf Einfuhren aus China hat am Freitag die Volksrepublik ihre Vergeltungsmaßnahmen verraten.

Die Regierung in Peking will auf amerikanische Waren im Wert von etwa 75 Milliarden Dollar (knapp 68 Mrd. Euro) neue Abgaben zwischen fünf und zehn Prozent erheben, gab das Handelsministerium an. Betroffen sind gut 5.078 US-Produkte wie Autos, Autoteile, Agrarprodukte, kleine Flugzeuge und Öl.

Trump beordert Firmen nach Hause

Trump reagierte auf Chinas Maßnahmen wütend: "Wir brauchen China nicht und offen gesagt würde es uns ohne sie sehr viel besser gehen", reagierte er zunächst auf Twitter. Freitagnacht (MESZ) läutete US-Präsident Donald Trump dann die nächste Runde ein. Der Zollsatz auf chinesische Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar steige ab 1. Oktober von 25 Prozent auf 30 Prozent. Zugleich sollen die übrigen Importe von 300 Milliarden Dollar ab 1. September mit 15 Prozent Zoll belegt werden.

China reagierte mit den jüngsten Maßnahmen auf die Ankündigung der USA, ab September auch Einfuhren wie Smartphones, Laptops, Spielkonsolen, Kleider oder Schuhe im Wert von 300 Milliarden Dollar mit Strafzöllen zu versehen.

Zuletzt hat Trump die Maßnahme allerdings verschoben, was Peking aber nicht von der Verhängung von Gegenmaßnahmen ab September abhält. Trump glaubt, China mit den harten Sanktionen zu Konzessionen beim Handel, Patentschutz und anderen wichtigen Punkten zu bewegen. (Andreas Schnauder, red, 23.8.2019)