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Am Freitagabend bildeten in Hongkong an die 135.000 Demonstranten eine Menschenkette.

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Hongkong – Erstmals seit eineinhalb Wochen ist es bei Protesten der Demokratiebewegung in Hongkong am Samstag wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen. Sicherheitskräfte gingen am Samstag mit Tränengas und Schlagstöcken gegen Demonstranten vor. Demonstranten schleuderten Gegenstände in Richtung der Polizei. 29 Menschen wurden festgenommen.

ORF

Zuvor hatten Polizisten einen Demonstrationszug mit mehreren tausend Teilnehmern blockiert, woraufhin Aktivisten Straßenbarrikaden errichteten.

Treffen mit Regierungschefin

Am Samstag teilte Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam auf Facebook mit, sie habe sich mit einer "Gruppe von Menschen" getroffen, um zu besprechen, wie man einen Dialog einleiten könne. An dem Treffen nahmen 19 Top-Wirtschaftsführer und Politiker teil, wie die Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" unter Berufung auf mehrere Quellen berichtete.

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Polizei und Protestierende gerieten am Samstag besonders im Bezirk Kwun Tong aneinander.
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Mehr als die Hälfte der Anwesenden soll Lam demnach dazu geraten haben, mehr Kompromissbereitschaft gegenüber den Demonstranten zu zeigen. So hätten sie Lam dazu aufgerufen, eine unabhängige Untersuchung über Polizeigewalt bei den Protesten einzuleiten und das Auslieferungsgesetz auch formell zurückziehen. Beides sind Kernforderungen der Protestbewegung.

Friedlicher Beginn und Barrikaden

Die Demonstration im Industriebezirk Kwun Tong hatte zunächst friedlich begonnen. Viele Teilnehmer waren mit Schutzhelmen und Regenschirmen ausgerüstet. Vor einer Polizeiwache brachten dutzende Sicherheitskräfte den Zug jedoch zum Stehen.

Die Demonstranten hatten die Gegend für ihren Protest ausgewählt, weil Kwun Tong nach ihren Angaben der erste Bezirk in Hongkong ist, in dem sogenannte intelligente Überwachungskameras eingesetzt werden.

Radikale Protestierende bauten Barrikaden aus Straßenabsperrungen und Bambusstangen. Sie besprühten umliegende Wände mit Beleidigungen, die sich gegen die Polizei richteten.

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Protestierende in Hongkong hinter Barrikaden.
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Gewalt am Nachmittag

Im Verlauf des Nachmittags schleuderten einige Aktivisten Steine und andere Gegenstände in Richtung der Sicherheitskräfte, die daraufhin Schlagstöcke, Pfefferspray und Tränengas einsetzen. Die Polizei begründete ihr Vorgehen später mit einer "großen Gruppe gewalttätiger Protestierender", die Feuer gelegt und Steine geworfen hätten. Mehrere schwarz gekleidete Demonstranten wurden festgenommen.

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Am Samstag wurden an mehreren Orten in der Stadt Zusammenstöße zwischen den Demonstrierenden und der Hongkonger Polizei gemeldet.
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1,7 Millionen Menschen auf der Straße

In Hongkong gibt es seit drei Monaten Massendemonstrationen für mehr Demokratie und gegen eine wachsende Einflussnahme Pekings. Die chinesische Regierung hat den Demonstranten in der Sonderverwaltungszone zuletzt immer unverhohlener gedroht. So brachte sie die Demonstranten mit "Terrorismus" in Verbindung und schickte Truppen an die Grenze. Zuletzt wuchs deswegen die Sorge vor einem chinesischen Militäreinsatz.

Am vergangenen Sonntag waren trotz Drohungen Chinas 1,7 Millionen Menschen in Hongkong auf die Straße gegangen. Die Großkundgebung lenkte die Proteste nach einer tagelangen Gewalteskalation vorübergehend wieder in ruhigere Bahnen. Am Freitagabend bildeten dann tausende Demonstranten eine Menschenkette in der Stadt.

Festgenommener Mitarbeiter kehrt zurück

Derweil kehrte ein in China festgenommener Mitarbeiter des britischen Konsulats nach Hongkong zurück. Simon Cheng sei wieder in Hongkong, erklärte dessen Familie am Samstag auf Facebook. Cheng war am 8. August zu einer eintägigen Geschäftsreise in die benachbarte Metropole Shenzhen in Südchina aufgebrochen und danach nicht nach Hongkong zurückgekehrt.

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Nachdem der Mitarbeiter des britischen Konsulats in Hongkong, Simon Cheng, nach einer Demonstration verhaftet wurde, gab es viel Solidarität von den Protestierenden.
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Vor wenigen Tagen hatte China seine Festnahme bestätigt und erklärt, er sei wegen Verstoßes gegen ein Gesetz zum Schutz der öffentlichen Sicherheit mit einer 15-tägigen Verwaltungshaft belegt worden. Das britische Außenministerium begrüßte die Rückkehr. (APA, 25.8.2019)