Ganz schön lange mussten die Aficionados warten. Die Yamaha-Ingenieure in Iwata ließen sich aber Zeit: Die neue Ténéré, die Wüstenkönigin, sollte etwas ganz Besonderes werden. Etwas, was die Mitbewerber in Mattighofen und anderswo in Depressionen stürzen würde.

Die Yamaha Ténéré 700 wurde für die Wüste erschaffen, macht aber auch am Großglockner und auf der Tangente sehr gute Figur.
Foto: Yamaha

Vor zwei Jahren wurde dann auf der Mailänder Motorradmesse EICMA ein Prototyp der Ténéré 700 auf die Bühne geschoben. Lange Beine, 21er- und 18er-Bereifung und ein scharfes G'schau: sechsfach LED-Scheinwerfer hinter der steilen Rallye-Windschutzscheibe. Aaah! Oooh! Und was kam danach? Warten, bangen, spekulieren. Dann endlich online kaufen (ab September um 10.499 Euro auch "normal" beim Händler).

Zeiger gibt es auf modernen Motorrädern nicht mehr.
Foto: Gianluca Wallisch

Yamaha war mutig genug, um die Designstudie von 2017 zum Gutteil in die Serienproduktion zu übertragen. Die Neue macht klar, dass sie mehr als nur ein Wörtchen mitreden will, wenn es um Abenteuerreisen geht.

Herzstück ist jener Reihenzweizylinder, der bereits eine Kleinfamilie antreibt: seit 2014 die nackerte MT-07, 2016 dann die Reisemaschine Tracer 700 und die retromäßige XSR 700. Für die Ténéré wurde eigentlich nur das Mapping adaptiert, um dem Einsatzbereich entsprechend mehr Schmalz (73,5 PS/68 Nm) von unten heraus zu haben. Elektronik? Nur so viel wie nötig, es könnte ja im Gelände etwas kaputtgehen.

Das Fahrwerk (210 mm vorne, 200 mm hinten) ist souverän auf der Straße, aber eigentlich prädestiniert für alles andere abseits davon. Die Reifen, Pirelli Scorpion Rallye, geben allerdings auch auf Asphalt nie das Gefühl, einen Traktor zu bewegen. Das führt dazu, dass so mancher Straßensportler groß schaut, wenn die Ténéré im Rückspiegel auftaucht.

Diese Reifen machen auf der Straße und im Gelände eine gute Figur.
Foto: Gianluca Wallisch

Sitzposition, Windschutz und Datenblatt verraten: Da sollen Kilometer gemacht werden. Und wenn man auf Schotter abbiegt, genügt ein Knopfdruck, und das ABS ist ausgeschaltet – eine echte Hilfe bergab und in engen Kehren.

Hat sich das Warten gelohnt? Und ob. Sieht ganz so aus, als ob die 40-jährige Ténéré-Geschichte eine würdige Fortsetzung findet. (Gianluca Wallisch, 30.8.2019)