Erst seit 2007 darf Volkswagen seinen VW-Bus und Transporter offiziell Bulli nennen. Der Pistenraupen- oder sagen wir: Pistenbully-Hersteller Kässbohrer hatte bis dahin die Namensrechte an "Bully" und "Bulli", verkaufte sie aber zum 60. Jubiläum des VW-Busses an Volkswagen und übergab die Rechte beim Bulli-Treffen 2007 in Hannover.

Der VW-Bus T6 wurde zum T6.1 facegeliftet. Außen muss man genau schauen, um die Neuerungen zu sehen.
Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge
Grafik: der Standard

Wie der VW-Bus zu seinem Spitznamen kam, weiß heute keiner mehr so genau. Vermutlich war es eine Verballhornung aus Bus und Lieferwagen, weil der Typ 2 T1, wie er werksintern hieß, eben beides war. Und bis heute ist. Das wird auch so bleiben, selbst wenn heute noch nicht sicher ist, ob der eben erst überarbeitete Bulli nicht gar der letzte seiner Art sein könnte. Dann nämlich, wenn Ford künftig für Volkswagen die Produktion diverser Nutzfahrzeuge übernimmt. Wie genau das den T7-Bus und/oder -Transporter betrifft, ist aber anscheinend noch nicht endgültig besprochen.

Da kann man darüber spekulieren, ob das daran liegt, dass der VW-Bus jetzt im Zenit seiner Geschichte steht, in der er die Fahreigenschaften und den Komfort eines Pkw mit der Vielseitigkeit eines leichten Nutzfahrzeugs kombiniert – und sich gleichzeitig auch noch hervorragend verkauft.

Der gerade noch aktuelle T6 dominiert in Österreich sowohl 2018 als auch bis Juli 2019 die Zulassungsstatistik, sowohl als Kleinbus wie auch als leichter Nutzi.

Hinter dem Steuer fällt sofort das neue digitale Cockpit auf.
Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge

Einfache Rechenaufgabe

Wenn so kurz bevor das Facelift auf den Markt kommt, die Verkaufszahlen immer noch so hoch sind, kann man sich an einer Hand abzählen, wie der T6.1, so nennt Volkswagen den neuen Bulli, da nahtlos anschließen wird.

Eine Neuerung, sogar eine optische, ist, dass jetzt wirklich "Bulli" am Bulli steht – links und rechts, unter dem Seitenspiegel. Sonst hat sich rein äußerlich nicht viel getan. An den Formen konnte man ja kaum basteln, wenn man die Vielseitigkeit erhalten will. Da ist der Grill ein bisserl anders, die Scheinwerfer sind neu – serienmäßig mit LED und H7 ausgestattet -, und es gibt ein paar neue Farben. Gerade die Zweifarblackierung ist bei Privaten sehr begehrt. Bei Firmenkunden weniger. Und das liegt eher nicht daran, dass man eh einen zweifärbigen Transporter hat, wenn man seine T6.1 Pritsche nicht in einem doch ziemlich faden Aluton lackiert.

Assistenzsysteme

Eine eh schon zu erwartende Revolution fand bei den Komfort- und Assistenzsystemen statt. Klar, bei diesen ist es, wenn die schon im Konzernregal liegen, ein recht Leichtes, sie für neue Fahrzeuge zu adaptieren. Doch so simpel war das beim Bulli dann doch nicht, denn neben der Installation der eSIM für diverse Apps musste erst die Lenkung gegen eine elektromechanische getauscht werden, damit Spurhalteassistent, Parkassistent oder der Anhänger-Rangierassistent ins Ruder eingreifen können. Letzteren werden übrigens auch wohl vor allem Privatkunden kaufen, die es nicht im kleinen Finger haben, mit einem Hänger zu fahren.

So fein kann die Bestuhlung in den hinteren Reihen sein.
Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge

Noch einmal richtet sich VW genau an diese Kundenschicht, die nicht jeden Cent umdreht, nicht nur viel Platz im Auto braucht, sondern sich auch viel Komfort wünscht: Jetzt gibt es auch das digitale Cockpit im Bulli.

Auch am Heck wurde das Design nur sehr vorsichtig überarbeitet.
Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge

Da sind wir dann, zusammen mit den feinen Ledersitzen, dem Infotainmentsystem mit 9,2 Zoll großem Bildschirm und komfortablen Einzelsitzen in den hinteren Reihen, ziemlich weit weg von einem herkömmlichen Nutzfahrzeug. Das wird man dann auch beim Preis sehen, das wagen wir schon jetzt zu versprechen, auch wenn bei Volkswagen noch die Taschenrechner glühen, weil die Preislisten noch nicht fertig sind. Aber um den angestrebten Ab-Preis von rund 28.000 Euro wird man den 90 PS starken Kastenwagen in der Entry-Ausstattung bekommen. Für einen 199 PS starken Multivan in Highline-Ausstattung und mit Allradantrieb, den es dann eh nur mit Doppelkupplungsgetriebe gibt, wird man da schon weit tiefer in die Matratze greifen müssen.

Länge läuft

Unter die Sitzbank auf der Beifahrerseite kann man nicht nur greifen, sondern unter ihr auch Bretter mit bis zu 2,8 Meter Länge verstauen – mit dem langen Radstand sind es sogar 3,3 Meter Laderaumlänge.

Was noch nicht geht, das ist, den T6.1 mit E-Antrieb zu kaufen. Der wird voraussichtlich aber noch 2020 kommen, 112 PS stark und bis zu 90 oder optional 120 km/h schnell sein. Details wie solche zur Batteriekapazität, deren Vergrößerung eben angedacht wird, folgen aber in Kürze. (Guido Gluschitsch, 2.9.2019)