Brasilia – Nach dem internationalen Aufschrei wegen der verheerenden Waldbrände im Amazonasgebiet wird die Brandbekämpfung spürbar verstärkt: Sieben brasilianische Bundesstaaten beantragten die Hilfe der Armee, tausende Soldaten wurden am Wochenende mobilisiert.

Auch die G7-Staaten, die sogenannten sieben führenden westlichen Industrienationen, wollen für die Bekämpfung der Waldbrände im Amazonasgebiet Ressourcen mobilisieren. Die Hilfe der G7-Gruppe solle den betroffenen Ländern "so schnell wie möglich" zugute kommen, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Rande des Gipfeltreffens am Sonntag in Biarritz. In den Gesprächen gehe es nun darum, die Details der technischen und finanziellen Hilfen festzulegen, sagte Macron. Geplant sei ein "internationaler Mobilisierungsmechanismus".

Gastgeber des G7-Gipfels ist Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
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Bolsonaro steht international unter Druck, weil er die Bedeutung der Waldbrände zunächst herunterspielte. "Es gibt überall auf der Welt Waldbrände – und das kann nicht als Vorwand für mögliche internationale Sanktionen dienen", sagte er am Freitag. Dann jedoch erließ er ein Dekret, das für vier Wochen den Einsatz von Truppen zur Verhinderung und Bestrafung von "Umweltdelikten" und zum Kampf gegen die Flammen regelt.

"Kolonialdenken" oder "Umweltschützer"?

Der G7-Gipfel begann am Samstag Nachmittag und war von Protesten und Spannungen begleitet. So warf der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro dem französischen Präsidenten Kolonialdenken vor, als letzterer via Twitter auf die Feuer im Amazonas aufmerksam machte und das Thema Waldbrände kurzfristig auf die Tagesordnung des Gipfels setzte. Andere lobten Macron genau deshalb als Umweltschützer.

Das brasilianische Forschungsinstitut INPE entdeckte indes 1.663 neue Brandherde, seit Jahresbeginn stieg die Zahl auf mehr als 78.000. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum nahm die Zahl um mehr als 80 Prozent zu. In Bolivien wurden innerhalb weniger Tage fast eine Million Hektar Urwald durch Brände vernichtet.

Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel beriet mit dem chilenischen Präsidenten Sebastián Piñera über die Bekämpfung der verheerenden Brände in Brasilien und den angrenzenden Ländern. Das teilte eine deutsche Regierungssprecherin am Sonntag nach einem Treffen Merkels mit Piñera am Rande des G-7-Gipfels mit. Chile ist nicht betroffen.

2019 waren es mehr als 78.000 Waldbrände – das sind 80 Prozent mehr als im Vorjahr.
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Freihandelsabkommen mit Mercosur

EU-Ratspräsident Donald Tusk machte am Samstag bei dem G7-Gipfel den Fortgang der Ratifizierung des Handelsabkommens mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten von einem glaubwürdigen Einsatz Brasiliens gegen die Waldbrände abhängig. Frankreich und Irland drohten mit einer Blockade des Freihandelsabkommens. Die spanische Regierung hingegen erklärte, das Abkommen werde "riesige Möglichkeiten für beide Seiten bringen" – und lehnte eine Blockade der Ratifizierung ab. (red, APA, 25.08.2019)

Auch in Bolivien wurden knapp eine Million Hektar Urwald durch Brände vernichtet.
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