Er ist offenbar voller Bewunderung für ihn. Durch das Buch über die Ibiza-Affäre der Journalisten der "Süddeutschen Zeitung" wurde nun bekannt, dass der ehemalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Jahr 2017 den Kriegsverbrecher Željko Ražnatović (genannt Arkan) einen "geilen Typen" nannte. Strache steht offenbar schon lange unter dem Einfluss von extremen Nationalisten in Serbien, die für ihren notorischen Muslimenhass bekannt sind. Im Jahr 2013 besuchte Strache in Wien auch ein Konzert von Arkans Witwe Svetlana Ražnatović – genannt Ceca. Serbische Medien berichteten damals, dass Strache für seine "große Bewunderung" für Serben bekannt sei.

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Strache gilt seit langem als Freund von serbischen Nationalisten innerhalb und außerhalb Serbiens.
Foto: AP Photo/Darko Vojinovic

Für Sonja Biserko, Präsidentin des serbischen Helsinki-Komitees für Menschenrechte, spielt Straches Aussage der serbischen Regierung in die Hände, die versuche, die Geschichte umzuschreiben, und den Nationalismus nie aufgegeben habe. "Arkan war ein berüchtigter Kriegsverbrecher", sagt Biserko, die kritisiert, dass extreme Positionen auf dem Balkan auch noch von Politikern in der EU unterstützt würden.

"Zeitzeugen befragen"

Valentin Inzko, der Hohe Repräsentant der Internationalen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina, jenem Land, in dem so viele Bürger unter Arkans Terror gelitten haben, sagt zu Straches Aussage über Arkan zum STANDARD: "Strache ist sich der Tragweite seiner Aussage sicherlich nicht bewusst. Man braucht nur Zeitzeugen fragen oder sich relevante Unterlagen und Beweise anschauen. Die sprechen eine kristallklare Sprache." Ein Sprecher der EU-Kommission meint zu der Causa: "Unsere Positionen sind klar und bekannt." Aber weiß Strache tatsächlich nicht, um wen es sich bei Arkan handelt?

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"Arkan" und "Ceca" (li.) bei ihrer Vermählung 1995.
Foto: REUTERS/Petar Kujundzic

Ražnatović war bereits in den 1970er- und 1980er-Jahren in Westeuropa wegen Raubüberfällen und Morden gesucht worden. Er war eine jener Figuren, die durch den völligen Mangel an Unrechtsbewusstsein und Gewissen auffielen und deshalb als extrem gefährlich galten. Es gefiel ihm offenbar, andere zu quälen, zu ermorden und zu vergewaltigen. Seine Familie hatte Kontakt zu dem gefürchteten jugoslawischen Geheimdienst UDBA, was ihm immer wieder half. Ražnatović kehrte 1983 nach zahlreichen Verbrechen in Westeuropa nach Belgrad zurück und wurde dort zu einem Mafiaboss und zum Chef des Fanklubs des Fußballklubs Roter Stern Belgrad, der für seine Gewaltbereitschaft bekannt war.

Terror in Ostbosnien

Sobald der Krieg 1991 in Kroatien begann, wurde Ražnatović zum Anführer einer brutalen Freischärlertruppe namens "Arkans Tiger", die als Vorhut der extremistischen völkischen Nationalisten mordete, erpresste und plünderte. Die Fußballfans waren eine Art Basis für diese Mördertruppe. Um den Krieg in Bosnien-Herzegowina "anzuzünden", wurde Ražnatović losgeschickt, um den Terror nach Ostbosnien zu bringen. Er und seine Leute drangen 1992 in Dörfer ein, vertrieben, erniedrigten, vergewaltigten und ermordeten Nichtserben, vor allem Menschen mit muslimischen Namen, um in der damals vorherrschenden Ideologie "ethnisch gesäuberte Gebiete" zu schaffen.

Erstaunlich war, dass Arkan – wie er in Serbien genannt wurde –, der Massenmörder und Psychopath, unter Nationalisten zu einer gefeierten Ikone wurde. Er war der oberste Mafiaboss eines kriminellen und rechtsextremen autoritären Regimes geworden. Ražnatović wurde schließlich 1997 vom Internationalen Jugoslawien-Tribunal wegen Mordes, Vergewaltigung, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und grausamer Behandlung angeklagt. Bevor er ausgeliefert und verurteilt werden konnte, wurde er im Jahr 2000 in Belgrad im Hotel Intercontinental erschossen. Der wohl größte Verbrecher auf dem Balkan war anderen Typen aus der Unterwelt offenbar im Weg gestanden.

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Im Jahr 2000 wurde Arkan erschossen.
Foto: Ivan Milutinovic REUTERS

Kontakte zu nationalistischen Extremisten

Strache nennt aber nicht nur Arkan offenbar anerkennend einen "geilen Typen". Er pflegt insgesamt – offenbar aufgrund der ideologischen Nähe – eine enge Verbindung zu extremen Nationalisten auf dem Balkan. So verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit mit dem rechtsextremen Politiker in Bosnien-Herzegowina, Milorad Dodik, der seinen eigenen Staat zerstören will.

Die Freundschaft mit den Rechtsextremen auf dem Balkan ging im Vorjahr sogar so weit, dass Strache sich als Vizekanzler vom serbischen Außenministerium, also von einer ausländischen Macht, instrumentalisieren ließ. In einem "Interview" im Jahr 2018 für die serbische Zeitung "Politika" sagte Strache, dass der Kosovo Teil von Serbien sei, was nicht der offiziellen österreichischen Regierungslinie, sehr wohl aber der serbischen Regierungslinie entspricht.

Straches "Interview" von serbischer Pressechefin

Offenbar hatte Strache aber das abgedruckte Interview gar nie geführt, sondern sich von der Pressechefin des serbischen Außenministeriums und seinen eigenen Presseleuten in den Mund legen lassen. Denn in dem Originalinterview von "Politika", das dem STANDARD vorliegt, findet sich eine angeschlossene E-Mail-Konversation – und darin heißt es: "Ich schicke Dir das Originalinterview auf Deutsch mit Strache, das wir von Nada Krstic vom Außenministerium bekommen haben." Krstic ist die Pressechefin des serbischen Außenministeriums. Offenbar wurde Strache in dieser Sache während seiner Regierungszeit von einem ausländischen Außenministerium gesteuert. (Adelheid Wölfl, 26.8.2019)