Jeffrey Sachs kann sich noch gut an seinen letzten Burger erinnern. Er hat ihn vor fast 20 Jahren gegessen. Heute fällt ihm der Verzicht auf Rindfleisch nicht mehr schwer – im Gegenteil, er fühle sich seither irgendwie besser, erzählt der US-Ökonom und Bestsellerautor den 24 Menschen im Sesselkreis. Um gleich deutlich weniger informell zu werden: Mit unserem aktuellen Wirtschaftssystem sei die ökologische Wende keinesfalls zu machen, so der US-Ökonom, Direktor des Earth Institute an der Universität Harvard und ehemalige Berater von Bernie Sanders. Auf den Markt als Treiber der ökologischen Wende sei kein Verlass – er fülle aus, was die Politik als Rahmen vorgebe. Und die wirtschaftliche Freiheit, zumal in den USA, werde heute gerne als Freiheit zur grenzenlosen Zerstörung verstanden.

Gemeinwohl oder Profit

Sachs ist einer der Referenten der neuen Leadership-Reihe "Make Shift", mit der das Forum Alpbach neue Wege beschreitet. Führungskräfte unterschiedlicher Sparten erarbeiten im kleinen Kreis Strategien, wie ökologischer Wandel in und durch Unternehmen angestoßen werden kann – beim Einzelnen und in der Wirtschaft insgesamt. Für Sachs sind es vier Fragen, die sich jeder Wirtschaftsakteur stellen muss: Dient mein Produkt dem Gemeinwohl? Ist der Produktionsprozess ökologisch nachhaltig und sozial fair? Die Wertschöpfungskette in allen Punkten sauber? Und: Agiert das Unternehmen transparent? Erst wenn Unternehmen nach diesen Kriterien agieren, könne die Wirtschaft Treiber gegen die Klimakatastrophe sein.

Alexander Deutinger bei seiner eindrucksvollen Darbietung der Nobelpreisrede von Barack Obama bei der Eröffnung der heurigen politischen Gespräche beim Forum Alpbach.
Foto: apa

Momentum nutzen

Inhaltlich stehen zwei Frauen hinter Make Shift: Charlotte Steenbergen, Geschäftsführerin des Vereins Europäisches Forum Alpbach, und Anna Handschuh, die im Wirtschaftsbeirat des Forums sitzt. Am Konzept bastelten das Climate Change Center Austria und das europaweite Innovationsnetzwerk Climate KIC mit, an Bord sind auch Vertreter der Fridays-for-Future-Bewegung. "Wir haben das Thema ökologische Wende schon lange auf dem Plan", erzählt Steenbergen, "doch es war schwer zu platzieren am Forum." Jetzt sei die Zeit reif. "Die Klimakrise ist ein Momentum, das wir nutzen müssen." Die Strategien, die die Teilnehmer oben im Bergdorf erarbeiten, sollen nach dem Forum nicht in der Schublade verräumt werden. Sicherstellen will man das anhand gemeinsamer Projekte, die man über das Jahr weiterziehen will – auf dass der Wandel (auch) von oben kommt. (lima, 26.8.2019)

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