Jodie Comer in "Killing Eve".

Foto: Aimee Spinks/BBCAmeric

Manchmal braucht man einen kleinen Anstupser: "Schau dir Killing Eve an, das ist ein bissl schräg, aber richtig gut", empfahl mir C. an einem unserer Pizzaabende, als wir uns über Buch- und Serienvorlieben unterhielten.

Der Amazon-Algorithmus hatte mir die Serie schon angepriesen, aber das Foto mit Sandra Oh, die von einer anderen Frau umarmt (oder gewürgt?) wird, sprach mich nicht so an – hatte wohl mit gefühlten einhundertdreiundzwanzig Staffeln Grey’s Anatomy zu tun, in denen Oh eine fachlich, aber nicht sozial kompetente Chirurgin mimte. Ein Nachbild auf der Netzhaut, das sich mit ein paar Abenden Bingewatching von "Killing Eve", Staffel eins und zwei in einem Aufwasch, löschen – ja, sogar schreddern – lässt.

Denn Sandra Oh, die schon im Weinverkoster-Komödiendrama "Sideways" zu brillieren wusste, beweist, dass sie eine wirklich großartige Schauspielerin ist; und Gleiches gilt für ihre Gegenspielerin, die erst 26-jährige Jodie Comer, die eine Auftrags- und daher Serienkillerin spielt. Einfach nur wunderbar. Jede Wette, dass die Engländerin aus Liverpool der Filmstar ihrer Generation wird.

Das kongeniale Frauentrio macht Phoebe Waller-Bridge (Fleabag) als Drehbuchautorin und Produzentin komplett. In der auf einer Thrillerreihe von Luke Jennings basierenden Serie wird so viel gemordet, dass man schon bald den Überblick verliert – das alles aber auf eine tarantinomäßige, seltsam humorige Weise. Eine ziemlich bizarre "fatal attraction". Oder, wie C. sagen würde: "Schräg, aber wirklich gut." (Gianluca Wallisch, 26.8.2019)