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Zwei Jahre lang erhielten 2.000 arbeitslose Finnen Monat für Monat 560 Euro auf ihr Konto überwiesen. Bedingungen waren an das Grundeinkommen nicht geknüpft.

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Stellen Sie sich vor, in Ihrem Briefkasten liegt ein Schreiben, laut dem Sie in den kommenden zwei Jahren 560 Euro pro Monat auf Ihr Konto überwiesen bekommen. Tun müssen Sie dafür nichts. Genau das ist 2.000 arbeitslosen Finnen im Dezember 2016 passiert. Sie wurden per Los ausgewählt, um zwei Jahre lang ein Grundeinkommen zu testen.

Die Teilnehmer erhielten das Geld zusätzlich zu anderen Sozialleistungen wie Kindergeld oder Wohnbeihilfe überwiesen. Arbeitslosengeld bekamen die Probanden zwischen 25 und 58 Jahren in dieser Zeit jedoch nicht. Anders als beim Arbeitslosengeld war das Grundeinkommen an keine Bestimmungen gebunden. Die Teilnehmer mussten also weder beim Arbeitsamt vorstellig werden noch belegen, dass sie sich für Jobs beworben haben. Wer an dem Experiment teilnahm, konnte das Geld auch dann weiterbeziehen, wenn er in den zwei Jahren einen Job fand.

Weltweites Aufsehen

Weltweit sorgte die Initiative für viel Aufsehen: "Gratisgeld in Finnland, Arbeitslosigkeit Voraussetzung", titelte die "New York Times" im Dezember 2016. Nach dem Ende des Tests im Dezember 2018 berichteten zahlreiche internationale Medien wiederum, dass das Projekt nach zwei Jahren abgebrochen wurde, kritisierte Juha Leppänen vom finnischen Thinktank Demos Helsinki beim Forum Alpbach. Das sei nicht der Fall: "Das Experiment war von vornherein nur für zwei Jahre geplant." Finnlands Regierung wollte mit dem Test feststellen, wie sich ein fixes Grundeinkommen auf die Motivation und das Wohlbefinden der Empfänger auswirkt.

Und das Fazit? Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass sich die Empfänger subjektiv wohler fühlten, sagt Katri Sarkia, die ebenfalls bei Demos Helsinki tätig ist: "Sie waren von ihrer Einkommenssituation weniger gestresst." Die Teilnehmer sahen sich selbst außerdem insgesamt in einer besseren Position als die Vergleichsgruppe, die nach wie vor das reguläre Arbeitslosengeld erhielt. Das Geld hatte jedenfalls keine signifikanten Auswirkungen auf die Beschäftigungsfähigkeit der Teilnehmer, die im Verlauf der Studie mehrfach befragt wurden. Bisher würden aber erst vorläufige Ergebnisse zu dem Experiment vorliegen, sagte Sarkia.

Endbericht folgt Anfang 2020

In internationalen Medien kursierten in den vergangenen zwei Jahren jedenfalls immer wieder Berichte über einzelne Empfänger. Demnach haben sich mehrere Teilnehmer selbstständig gemacht, viele fanden einen Job. Wie das finale Fazit des Tests aussieht, wird jedoch erst feststehen, wenn der Endbericht Anfang 2020 veröffentlicht wird.

Nach Ansicht des Thinktanks war der Testzeitraum von zwei Jahren zu kurz, um tiefgehende Erkenntnisse über die Auswirkungen auf Arbeitsmotivation oder Beschäftigungsfähigkeit zu treffen. "Beim Grundeinkommen geht es um langfristige Veränderungen – viele davon kann man innerhalb von zwei Jahren nicht analysieren", sagte Leppänen.

20 Millionen Euro standen zur Verfügung

"Das Design war relativ restriktiv, es hätte durchaus umfassender sein können", meinte der Sozialwissenschafter. Angesichts des gegebenen finanziellen Spielraums wurde es laut Leppänen jedenfalls "so gut wie möglich" umgesetzt. "Ob das Geld ausreicht, hängt ganz davon ab, wo in Finnland man lebt. In Helsinki ist das Leben natürlich teurer." Die finnische Regierung stellte insgesamt 20 Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung.

Außerdem hätte das Experiment in der globalen Debatte über ein Grundeinkommen wichtige Impulse gesetzt, sagte Leppänen. "Ich finde, es ist bereits ein Erfolg, wenn man solche Dinge wie ein bedingungsloses Grundeinkommen ausprobiert." Global wurden solche Experimente bisher größtenteils in einzelnen Dörfern oder Regionen durchgeführt. Ob das Experiment in Zukunft fortgesetzt wird, ist noch offen. Bisher hat sich Finnlands neue Regierung noch nicht dazu geäußert. (Nora Laufer, 26.8.2019)