Weltweit ist nur jeder zwanzigste Flugkapitän weiblich.

Foto: AUA/Arno Melicharek

Eine weibliche Stimme, die zu den Fluggästen in der Kabine spricht, ist nicht weiter ungewöhnlich. Wenn sie dann nicht einer Flugbegleiterin, sondern der Pilotin gehört, sind Fluggäste häufig überrascht. Frauen sind im Cockpit stark unterrepräsentiert, im weltweiten Durchschnitt ist nur jeder zwanzigste Pilot weiblich.

Die Reiseplattform "From A to B" ist der Frage nach den Frauenanteilen in den Cockpits verschiedener Airlines nachgegangen. Dafür wurden jene 30 Fluggesellschaften, die 2018 im deutschsprachigen Raum die meisten Flüge angeboten hatten, analysiert. Die Daten stammen aus dem Bericht der Air Line Pilots Association (Alpa).

Elf der 30 untersuchten Airlines, darunter die Billigflieger Wizz Air und Ryanair, die Spanier Iberia und Vueling oder auch Turkish Airlines, hatten weder im Bericht noch auf Nachfrage Angaben dazu gemacht.

Kaum Frauen bei Aeroflot, Emirates und Finnair

Der globale Durchschnitt weiblicher Piloten beträgt aktuell rund fünf Prozent, zeigt die Statistik der International Society of Women Airline Pilots (Iswap). Wie die "From A to B"-Analyse zeigt, haben viele Airlines Aufholbedarf.

So sind bei der Aeroflot derzeit 58 von 4.200 Flugkapitänen Frauen – ein Anteil von 1,4 Prozent, der die russische Fluggesellschaft zum Schlusslicht macht. An vorletzter Stelle liegt Emirates mit 2,3 Prozent Pilotinnen, wobei mehr als ein Drittel in den letzten beiden Jahren angestellt wurden. Danach folgen – entgegen dem skandinavischen Ruf hoher Frauenbeteiligung – die Finnair mit 2,8 Prozent und SAS Scandinavian mit 3,8 Prozent. "Wir arbeiten hart daran, diesen Anteil zu erhöhen. In den jüngsten Bewerberrunden ist der Frauenanteil gestiegen", sagte Finnair-Sprecherin Päivyt Tallqvist der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Topanteile bei kleineren Airlines

Weltweiter Spitzenreiter in Sachen Pilotinnen ist Australiens Qantas mit fast zwölf Prozent Frauenanteil. Die "From A to B"-Statistik wird von zwei Fluggesellschaften angeführt: Die britische Flybe Group sowie Luxemburgs Lux Air weisen jeweils zehn Prozent weibliche Flugkapitäne auf. An dritter Stelle liegt die Air France mit acht Prozent ein, dicht gefolgt von United Airlines mit 7,5 Prozent.

Steigender Frauenanteil bei AUA

Bei der AUA arbeiten aktuell über 50 Pilotinnen, was einen Anteil von rund fünf Prozent darstellt, wie die Fluggesellschaft bestätigt. Damit liegt die österreichische Airline gemeinsam mit Norwegian, Pegasus, Easyjet, Swiss und Eurowings im Mittelfeld.

Im Jahr 2015 gab es lediglich drei Prozent Frauen in den Austrian-Cockpits, in den letzten Jahren ist der Anteil gestiegen. Bei der AUA ist man froh über diese Entwicklung. "Doch es zeigt, dass Frauen noch immer stark unterrepräsentiert sind. Daher ist es das erklärte Ziel von Austrian Airlines, mehr Frauen für den Pilotenjob zu begeistern", sagt Pressesprecher Leonhard Steinmann.

Bei der AUA arbeiten derzeit über 50 Pilotinnen.
Foto: AUA/Arno Melicharek

Die Vorbilder fehlen

Unterschiedliche Fluglinien wie Emirates, aber auch die AUA klagen über die geringe Anzahl an Bewerberinnen. Bei der AUA ortet man das Problem vor allem bei fehlenden Vorbildern und versucht vermehrt Pilotinnen öffentlich vorzustellen.

Auch die Präsidentin der österreichischen Pilotenvereinigung ACA (Austrian Cockpit Association), Isabel Doppelreiter, ihres Zeichens selbst Pilotin, erkennt die Wichtigkeit weiblicher Rolemodels: "Damit mehr Pilotinnen in die Cockpits kommen, muss jungen Frauen bewusst sein, dass auch sie diesen Beruf wählen können. Dafür ist es wichtig, dass es weibliche Vorbilder gibt, die wahrgenommen werden."

Drum prüfe, wer sich lange bindet

Weitere Gründe für geringes – nicht nur weibliches – Interesse könnte man in der Familienfeindlichkeit des Berufsfelds oder in anderen Benachteiligungen vermuten. Grundsätzlich bietet Austrian aber diverse Teilzeitarbeitsmodelle, die auch für Eltern funktionieren.

Zudem sei von einem Gender-Pay-Gap bei den AUA-Piloten und -Pilotinnen keineswegs die Rede. "Bei uns ist ganz klar und transparent in einem Kollektivvertrag geregelt, wer wie viel bekommt – Frauen und Männer sind absolut gleichgestellt", so Steinmann.

Jedoch geht man mit der Pilotenausbildung eine zehnjährige Bindung an die Airline ein: Bei der AUA kostet die Ausbildung 100.000 Euro. Man verpflichtet sich zur Rückzahlung des Eigenanteils von 40.000 Euro auf zehn Jahre – als Teil des Gehalts. Diese Bindung betrifft natürlich beide Geschlechter und sorgt für Jobsicherheit. Sie kann aber durchaus auch die Familienplanung beeinflussen.

Bald mehr Frauen in den Cockpits?

Für die Zukunft sieht es in Europa gut aus: Die European Flight Academy, wo neben den Piloten von Lufthansa und Swiss auch jene der AUA ausgebildet werden, vermeldet einen Aufwärtstrend bei den Fluganwärterinnen. So haben dort 2019 rund 500 neue Flugschüler ihre Ausbildung begonnen, und bereits 15 Prozent der aktuellen Lehrgänge bestehen aus Pilotenschülerinnen, wie das Unternehmen bestätigt. (Martina Reinegger, 30.8.2019)