Ein Mann der Zukunft: Ansu Fati.

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München/Barcelona – Lionel Messi saß direkt hinter der Spielerbank, VIP-Bereich, erste Reihe, und schlürfte mit dem ebenfalls verletzten Luis Suarez Mate-Tee. Anfangs verfinsterte sich seine Miene, doch je länger das erste Heimspiel des FC Barcelona dauerte, desto entspannter wurde dessen Superstar. Und als das Spiel gegen Betis Sevilla vorüber war, eilte der Kapitän umgehend in die Kabine, um den Kollegen, vor allem aber Carles Perez und Ansu Fati zum Sieg zu gratulieren.

Perez? Fati? Aufgrund der zahlreichen Verletzten hatte sich Trainer Ernesto Valverde in der Nachwuchsabteilung von Barca umgeschaut. Er fand: Perez, 21 Jahre alt, Rechtsaußen, sowie Ansu, 16 Jahre alt, Linksaußen. Besonders Ansu, geboren 2002 im westafrikanischen Guinea-Bissau, seit 2013 ausgebildet in der Nachwuchsakademie La Masia ("Das Bauernhaus"), hatte es Messi angetan. Herzhaft, mit geradezu seligem Blick umarmte er den Teenager und schickte das Foto in die Welt hinaus.

Neuzugang Antoine Griezmann war beim 5:2 (1:1) gegen Betis der überragende Mann, nach dem Rückstand drehte er mit seinen beiden Treffern (41./50.) das Spiel. Sein Jubel darüber war außergewöhnlich: Er warf mitgebrachtes Konfetti in die Luft. "Ich habe es im Internet gekauft", verriet er hinterher. Als Vorbilder dienten ihm Basketball-Superstar LeBron James und Teamkollege Messi. "Leo hat es im Training gemacht, ich habe ihn kopiert", sagte der 120-Millionen-Mann.

Nach seiner bemerkenswerten Leistung in Abwesenheit von Messi, Suarez und Ousmane Dembele musste sich Griezmann das Rampenlicht und die Aufmerksamkeit von Messi freilich mit Perez und Fati teilen. Er sei "sehr glücklich, dass sich die Jungs aus La Masia mit dem Erreichen der ersten Mannschaft ihre Träume erfüllt haben", schrieb Messi bei Instagram. Für Perez war es der zweite Einsatz, in der 56. Minute erzielte er das zwischenzeitliche 3:1.

"Ansu hat viele Qualitäten"

Fati dagegen wurde in der 78. Minute (für Perez) eingewechselt – und damit im Alter von 16 Jahren, neun Monaten und zwölf Tagen zum jüngsten Barca-Spieler in einem Ligaspiel seit einem gewissen Victor Martinez 1941. "Ansu hat viele Qualitäten", sagte Valverde, "er ist schnell und nutzt den Platz gut." Auf das Alter solle keiner schauen, "sondern auf das, was Spieler uns geben können. Und da hat er uns alle überrascht."

Fati selbst schien zunächst gar nicht zu begreifen, was da mit ihm geschehen war. Talentiert ist er, in neun Einsätzen der UEFA Youth League hat er für die U19 vier Tore erzielt und drei aufgelegt – vom Debüt auf der großen Bühne aber war er überwältigt: Nach dem Spielende stand er auf dem Rasen und blickte auf die Tribüne des legendären Camp Nou. "Ich habe zu meinen Eltern geschaut, zu meiner Familie. Sie sind es, die mich begleitet haben, damit ich es hierher geschafft habe", sagte er.

Bleiben wird Fati womöglich nicht lange. Zumindest Messi soll schon am Samstag bei CA Osasuna wieder bereit stehen. (sid, 26.8.2019)