Foto: Desperados 3
Foto: Desperados 3
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Foto: Desperados 3
Foto: Desperados 3
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Die jungen 2000er waren nicht nur die große Zeit von Echtzeitstrategiegames wie Command & Conquer, sondern verhalfen für ein paar Jahre auch dem Genre der Taktikgames ins Rampenlicht. Der bekannteste Vertreter ist freilich Commandos, in dem man mit alliierten Elitesoldaten die Nazis im Zweiten Weltkrieg sabotierte.

Ebenfalls einen Namen machte sich das Studio Spellbound mit Desperados, von dem zwischen 2001 und 2007 insgesamt zwei offizielle und ein inoffizieller Teil (Helldorado) auf den Markt kamen. Nach der Pleite von Publisher Atari gingen die Namensrechte an THQ Nordic. 2018 kündigte man auf der Gamescom schließlich Desperados 3 an. Heuer konnte man auf der Messe nicht nur einen 45 Minuten langen Einblick ins Gameplay geben, sondern ermöglichte dem STANDARD auch ein etwa 20-minütiges Hands-on.

THQ Nordic

"Shadow Tactics"-Entwickler am Werk

Hinter dem Game, das man noch heuer an den Start bringen möchte, steckt das Münchner Entwicklungsstudio Mimimi Productions. Dass man dort Ahnung vom Genre hat, bewies man dort bereits 2016 mit Shadow Tactics, das sehr positive Wertungen erhielt und auch als bestes deutsches Spiel beim Deutschen Entwicklerpreis ausgezeichnet wurde.

Sieht man Desperados 3 erstmals in Aktion, könnte man denken, die Entwickler seien der guten, alten isometrischen Perspektive von anno dazumal treu geblieben. Das stimmt aber nicht ganz. In der Standardausrichtung erweckt die Kamera zwar diesen Eindruck, jedoch kann man das komplett dreidimensionale Geschehen frei drehen und Zoomen, was in verschiedenen Situationen zu besserer Übersicht beiträgt.

Nette Grafik, toller Sound

Wenngleich die Darstellung qualitativ nicht ganz State-of-the-Art ist, zeigen die laut Entwicklern komplett manuell erstellten Umgebungen viel Liebe zum Detail. Gefallen konnte auch die musikalische Untermalung und – besonders – die Sprachausgabe der Charaktere, die bei Vorführung und Hands-on in Englisch gehalten war. Dem Game gelingt es ausgesprochen gut, das angepeilte Western-Feeling zu transportieren.

Die Handlung des Spieles bildet ein Prequel zu den bisherigen Desperados-Teilen und erzählt von den Abenteuern einer fünfköpfigen Gruppe, die in der zu Ende gehenden Zeit des Wilden Westens vom Schicksal zusammengewürfelt wurden. Das soll auch einen problemlosen Einstieg für all jene ermöglichen, die die Vorgänger nicht kennen, während man gleichzeitig auch ein paar Referenzen für Veteranen auf Lager haben will.

Leichterer Start

Einfacher werden soll auch die Einführung in die spielerischen Aspekte. Wo man zuvor nach der Anzeige von ein paar kurzen Hinweise in sehr schnell ziemlich knackige Missionen geschickt wurde, sorgt nun ein Miniabenteuer mit dem Serienhelden John Cooper und seinem Vater für eine gelungene Schritt-für-Schritt-Einführung der unterschiedlichen Spielelemente.

Zum Zuge kommen dabei nicht nur Gamer am PC mit Maus und Tastatur, sondern auch Spieler mit Playstation 4 und Xbox One, die in der Regel mit Controller spielen. Diese braucht zwar etwas Gewöhnung, wenn man sonst selten mit diesem Steuergerät hantiert, grundsätzlich lässt sich das Game damit aber ebenfalls recht gut kontrollieren. Alle wichtigen Funktionen – von der Einblendung des Sichtfelds der Gegner bis hin zu den Spezialfertigkeiten der insgesamt fünf steuerbaren Charaktere – sind schnell und verrenkungsfrei zugänglich.

THQ Nordic

Voodoo-Fernsteuerung

Bei den besonderen Skills der Figuren geht man mitunter auch originellere Wege. Die schillerndste neue Figur dürfte dabei wohl Isabelle Moreau sein. Sie verzichtet zwar auf Schusswaffen, kann dafür aber schwimmen und verfügt zudem über geistige Fähigkeiten. Diese erlauben es ihr, Gegner in einem bestimmten Radius fernzusteuern oder "telepathisch" zu verknüpfen. Letzteres ermöglicht es, zwei Feinde auf einmal auszuschalten, da der Tod oder KO einer Figur auch die andere trifft.

Diese Fertigkeiten verlangen der Voodoopriesterin allerdings jeweils ein Blutopfer – sprich den Verlust von Lebenspunkten – ab. Dementsprechend muss ihr Einsatz wohl dosiert werden. Zudem kann man mit auffindbaren Gegenständen die eigene Gesundheit wiederherstellen.

Viele Lösungswege, kein Multiplayer

Die Entwickler versprechen für jede der Missionen mehrere Lösungswege, wobei wildes Herumballern zumeist in schnelles Ableben der eigenen Charaktere mündet. Ob man in verschiedenen Situationen einen Gegner tötet oder "nur" in die Bewusstlosigkeit zwingt, soll dabei eine reine Stilfrage sein. Belohnungen für besonders "schonendes" Vorgehen gibt es nicht.

Wer auf Multiplayer-Features oder einen Missionseditor gehofft hat, wird allerdings enttäuscht. Beides ist, jedenfalls für Desperados 3, nicht geplant. Zwar würde man so etwas gerne anbieten, beteuert man bei Mimimi Games, allerdings müsste man dafür die technische Basis des Games in großen Teilen neu entwickeln, was aus Zeit- und Kostengründen schlicht nicht machbar gewesen sei.

Aussichtsreiches Westernabenteuer

In Summe präsentierte sich Desperados 3 auf der Gamescom als vielversprechender Titel für Genrefans, der auch für Neulinge spannend sein könnte, die bisher noch keinen Zugang zu Echtzeittaktik-Games gefunden haben. Man merkt, dass die Entwickler bereits Erfahrung damit haben und sich auch darum bemühen, den "Spirit" der alten Teile trotz vieler Neuerungen beizubehalten. Zeit, den Cowboyhut wieder aus der Mottenkoste zu holen. (Georg Pichler aus Köln, 27.08.2019)