Die Papiere von Meinl European Land stürzten 2008 ins Bodenlose. Ein interner MEL-Prüfer konstatierte 2006 gravierende Missstände in der Gesellschaft.

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Wien – Zwölf Jahre nach Beginn der Affäre um die Immobilienfondsgesellschaft Meinl European Land (MEL) erhalten rund 4.000 Anleger eine Entschädigung für die damaligen Verluste. Die Anglo Austrian AAB Bank AG (AAB Bank) – die frühere Meinl Bank – zahlt in einem Vergleich mit dem Prozessfinanzierer Advofin rund 36 Millionen Euro. Jeder Anleger hat in den nächsten 90 Tagen die Möglichkeit, seine Ansprüche final zu bereinigen.

Advofin-Vorstand Gerhard Wüest schreibt in einer Aussendung von einem "fairen Ergebnis". Für die Anleger bedeute dies eine Vergleichsquote von mehr als 50 Prozent, da schon 2017 ein Vergleich mit der MEL-Nachfolgerin Atrium European Real Estate über 44 Millionen Euro geschlossen worden sei, sagte Wüest dem "Kurier". AAB-Bank-Vorstand Samira Softic zeigte sich "erleichtert, dass unsere Bemühungen um eine umfassende Lösung endlich Früchte getragen haben". Damit habe man "endlich das Licht am Ende des Tunnels erreicht".

Offen bleiben die Ansprüche von institutionellen Anlegern. Auch Investoren, die einen Prozess in der MEL-Causa bereits in erster Instanz gewonnen haben, könnten auf Ansprüche aus dem Vergleich verzichten, weil sie auf eine höhere Entschädigung durch ein rechtskräftiges Urteil hoffen.

Der große Absturz 2007

Nach dem Absturz der Kurse der MEL-Anteile 2007 wurden der Gesellschaft und ihrer Mutter, der Meinl Bank, Verstöße gegen Berichterstattungspflichten und Fehlberatung vorgeworfen. Die strafrechtlichen Vorwürfe gegen Julius Meinl V. und andere einstige Bankmanager sind immer noch gerichtlich anhängig.

Zugleich kündigte die AAB Bank an, dass man sich nach der Zahlung von mehr als 100 Millionen Euro an insgesamt 12.500 Anleger "neu positionieren" werde: Das schon stark reduzierte Kreditgeschäft solle gänzlich abgebaut werden, und man wolle Bereiche mit hohem aufsichtsrechtlichen Aufwand einschränken, etwa reine Zahlungsverkehrskunden.

Auch nach dem Generalvergleich bleibe die AAB Bank "hochliquid", wird betont – man halte ein Drittel der Bilanzsumme in Einlagen bei der Nationalbank. Erst vor rund zwei Monaten, hatte sich die Meinl Bank – wenige Tage vor ihrem 100. Geburtstag – umbenannt. (APA, red, 26.9.2019)