E-Mails sind aber nicht das einzige Ziel der Unternehmen – SMS, Slack, manchmal sogar Anrufe werden bei einigen Firmen analysiert.

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Wer bei einem großen Unternehmen arbeitet, wird in Zukunft damit rechnen müssen, dass die eigenen Daten massiv genutzt werden. Das belegt die massive Überwachung, die Firmen aktuell in den USA bei ihren Mitarbeitern betreiben. Wie das "Wall Street Journal" schreibt, werden massiv Daten gesammelt, von denen die Angestellten gar nicht Bescheid wissen. Etwa schreibt das Magazin über ein Pharmaunternehmen, das wissen wollte, warum manche Teams mehr Umsatz generierten als andere.

Metadaten

Deswegen ließ es von einem Datenanalytiker die Metadaten von 130 Millionen E-Mails; in diesem Fall Sender, Empfänger und Zeitpunkt; seiner 20.000 Mitarbeiter analysieren, nicht aber den Inhalt. Dabei kam man zu dem Schluss, dass Mitarbeiter, die weniger lukrieren, tendenziell einen diversen Mix an Kontakten innerhalb und außerhalb des Unternehmens pflegen, während jene, die mehr Umsatz generierten, sich mehr mit Personen außerhalb der Firma, weniger aber intern verständigen. Wie das Unternehmen nun weiter mit dieser Information umgehen wird, ist noch unklar.

Produktivität überwachen

E-Mails sind aber nicht das einzige Ziel der Unternehmen – SMS, Slack, manchmal sogar Anrufe werden bei manchen Firmen analysiert. Bei Microsoft wird etwa über das eigene Büropaket Office365 gemessen, wie produktiv die Mitarbeiter sind. Das Tracking mehrerer Dienste lässt ein ziemlich genaues Bild der Arbeitsweise der verschiedenen Mitarbeiter zeichnen. Damit keine zu genaue Überwachung entsteht, fokussiere man sich dabei auf ganze Teams mit mindestens fünf Mitarbeitern.

Diese Arbeitsplatz-Analysen werden von Microsoft auch anderen Unternehmen bereitgestellt – etwa dem US-Warenhaus Macy, das die Work-Life-Balance seiner Mitarbeiter auf diese Weise ermitteln will.

Eingriff in die Privatsphäre

Kritiker sehen das problematisch – die Werkzeuge sind nicht genau genug, um faire Einschätzungen zu bieten. Außerdem handelt es sich um einen Eingriff in die Privatsphäre der Einzelnen. Befürworter sehen hingegen eine Möglichkeit, weniger produktive Mitarbeiter früh herauszusortieren und Ressourcen besser zu verteilen

Hierzulande Zukunftsmusik

In Österreich ist eine so tiefgreifende Überwachung zumindest aktuell noch Zukunftsmusik, wie Irene Holzbauer von der Arbeiterkammer zum STANDARD sagt. Bekannt seien nur Fälle, bei denen ein Arbeitgeber auf die E-Mail eines Mitarbeiters zugreifen wollte. Das ist zwar legal, sofern es sich nicht um private Kommunikation handelt, allerdings muss das Unternehmen sofort aufhören, sobald klar ist, dass es sich nicht um eine berufliche Nachricht handelt. (muz, 27.8.2019)