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Netflix hat viele gute Serien geopfert.

Foto: reuters/Nicholson

Mittlerweile haben viele Netflix-Nutzer das Phänomen wohl schon beobachten können: Man findet eine gute Serie auf der Plattform, eigentlich ist sie auch, zumindest dem Anschein nach, ziemlich erfolgreich – trotzdem wird sie aber nach nur wenigen Staffeln, oft drei, abgesetzt. Viele Serien schaffen es nicht einmal über eine Staffel hinaus, obwohl sie vielversprechend wirkten.

Kennzahl Aboabschlüsse

Hinter dem frustrierenden Umstand steckt finanzielles Kalkül. Denn während Netflix immer mehr Inhalte produziert, werden viele von ihnen auch teurer und teurer. Der Streamingriese hat nicht unbedingt dasselbe Ziel wie reguläre Fernsehsender. Es geht nicht darum, so viele Zuschauer wie möglich für eine Serie zu begeistern. Eher stellt sich bei jedem Inhalt die Frage: Wird eine weitere Staffel neue Abonnenten bringen? Wenn ja, wie viele? Und wird sie bestehende halten?

Vor allem die erste Frage wird ab einer gewissen Menge an Staffeln oftmals mit Nein zu beantworten sein. Selbst Serien, die als massiver Erfolg gelten – zumindest nach Netflix' eigenen Angaben, denn der Streamingriese veröffentlicht keine Zuschauerzahlen – haben mittlerweile eine vergleichsweise kurze Lebensdauer.

"Stranger Things" bekommt etwa zwar noch eine vierte Staffel, weiter geht es aber nicht mehr. "Dark", das erste deutsche Original, ist nach drei Staffeln vorbei. Serien wie "Hemlock Grove" und "The OA", die nicht als absolute Erfolgsinhalte des Dienstes gelten, wurden nach wenigen Staffeln abgesetzt.

Teure Inhalte, viel Konkurrenz

Ein weiterer Punkt sind die Kosten – je länger eine Serie läuft, desto teurer wird sie, schreibt der Blog "Basic Thinking" unter Berufung auf das US-Magazin "Deadline". Stattdessen setzt man daher auf neue Inhalte, die wiederum für mehr Aufmerksamkeit und damit womöglich für Neukunden sorgen. Und die braucht Netflix: In den USA, einer der wichtigsten Regionen für den Streamingriesen, hat er Abonnenten verloren.

Dazu kommt, dass die Konkurrenz nicht weniger wird. Noch dieses Jahr starten Streamingdienste von Giganten wie Apple und Disney. Letzteres Unternehmen bringt ein Repertoire an Inhalten mit, das sich über mehrere (enorm erfolgreiche) Jahrzehnte erstreckt. Anders als vor einigen Jahren wird es zunehmend schwieriger mitzuhalten.

Gute Serien geopfert

Netflix' Strategie hat auch für viel Kritik gesorgt. Der Streamingdienst galt vor allem in der Vergangenheit als Ort für Serien, die es nie ins reguläre Fernsehen geschafft hätten. Frühere Serienhits wie "Orange Is the New Black" und "Bojack Horseman" zählen zahlreiche Staffeln, wobei auch spätere bei Serienkritikern immer noch besonders positiv ankommen. (muz, 28.8.2019)