Die einzige Straße ins Lesachtal schmiegt sich ab Kötschach-Mauthen eng an den Berg, tief unten im Tal schlängelt sich die Gail dahin. Meist sieht man den Fluss gar nicht, so tief hat er sich in seinem Bett eingegraben. Die Orte Liesing, Maria Luggau und St. Lorenzen liegen aufgefädelt an der Straße, auf den steilen Wiesen links und rechts der Gail thronen vereinzelte Bauernhöfe. Noch heute müssen die Kinder lange Fußmärsche zurücklegen, bis sie die Haltestelle für den Schulbus erreichen.

Die Bewohner des Lesachtales sind es gewohnt, die Dinge etwas gelassener anzugehen. Das ist wohl einer der Gründe dafür, warum gerade hier die Slow-Food-Bewegung so begeistert angenommen wird. Ein weiterer ist, dass sie überzeugt sind von der hervorragenden Qualität ihrer Produkte. Um auch die Besucher an der Beschaulichkeit teilhaben zu lassen und ihnen zu zeigen, wie gute, ehrliche Lebensmittel hergestellt werden, schlossen sich einige Produzenten, Herbergsbetriebe und Gasthäuser zur weltweit ersten Slow-Food-Travel-Region zusammen. Sie umfasst das Lesach-, Gail- und Gitschtal sowie den Weißensee.

Foto: www.slowfood

Ausgezeichnetes Brot

Worauf dürfen sich die Gäste freuen, wenn sie Urlaub in einem dieser Täler machen? Zum Beispiel auf das Lesachtaler Brot, das es immerhin geschafft hat von der Unesco als Immaterielles Kulturerbe anerkannt zu werden, von Slow Food wurde es in die Liste der "Presidi" aufgenommen. Auf dieser Liste finden sich ökologisch und qualitativ hochwertige Lebensmittel, deren Herstellungsweise und regionale Tradition gefördert werden. Das Brot etwa wird aus Weizen- und Roggenmehl aus dem Lesachtal und Natursauerteig nach alter Überlieferung gemischt, geknetet und gebacken.

Brot backen mit der Biobäuerin Theresia Lugger im Almwellnessresort Tuffbad
Foto: Helga Gartner

Wie das genau geht, zeigt im Almwellnessresort Tuffbad die Biobäuerin Theresia Lugger. Sie bäckt mit den Gästen jeden Freitag frisches Brot. Ebenfalls eine versierte Brotbäckerin ist Rosa Lanner. Die Seniorchefin des Alpenhotels Wanderniki bereitet seit 30 Jahren das Brot für ihre Familie und die Hotelgäste zu. Gemäß dem Slow-Food-Gedanken sind auch die anderen Köstlichkeiten im Hotel aus der unmittelbaren Umgebung. Die Heidelbeeren für die Marmelade wurden in den umliegenden Wäldern gesammelt, die Butter kommt vom benachbarten Bauern, den Speck selcht der Hausherr persönlich, und statt Softdrinks gibt es selbstgemachten Holunderblütensaft.

Wandern und genießen

"Geamo Morenden", sagen die Lesachtaler, wenn sie zum Jausnen zusammenkommen. Urlauber sollten dafür den Rundweg "Brot & Morenden" entlangwandern. Eine Einkehrmöglichkeit ist das Mühlenstüberl, hier können die typischen Stockplatten (Germteiggebäck mit Mohn zu einem Turm geschichtet) probiert werden. Auf der Steineckenalm wird Bergkäse mit dem tollsten Panoramablick serviert und am Lahnerhof werden Schlipfkrapfen aufgetischt. Ein Bienenlehrpfad entlang des Wanderwegs gibt Einblicke in das Leben der summenden Honigproduzenten und die Arbeit der Imker. Met, Honiglikör, Bienenwachskerzen und Honig können direkt ab Bienenstock erworben werden.

Im Selbstbedienungsladen am Bienenlehrpfad gibt es Met, Kerzen und Honig zu kaufen.
Foto: Helga Gartner

Der Mühlenweg in Maria Luggau führt an wiederbelebten und immer noch funktionierenden Mühlen vorbei. Die Getreidebäuerin Brigitte Lugger zeigt bei ihren Touren auf dem Rundweg, wie das Korn in den alten historischen Mühlen gemahlen wird. Einst standen über 100 Mühlen rund um den Wallfahrtsort.

Mühlenweg in Maria Luggau
Foto: FranzGERDL_KaerntenWerbung

Entschleunigung am Berg

Den Alltag hinter sich lassen kann man auf dem Peintnerhof. Die Biobäuerin Andrea Unterguggenberger und der Mediziner Dr. Georg Lexer bieten "Auszeiten" an. Dabei stehen Besuche bei den Kärntner Brillenschafen auf der Alm ebenso auf dem Programm wie Wasserwanderungen an der Gail, gemeinsames Kochen oder Mitarbeiten auf dem Bauernhof. Die Erzeugnisse aus der Wollwerkstatt, wie Bettdecken oder Lammfelle, und auch das Lammfleisch können ab Hof gekauft werden.

Der traditionelle Lesachtaler Schlafmohn wird am Peintnerhof wieder angebaut.
Foto: Helga Gartner

Die Liste der Produzenten ist lang, denn es gilt, Lebensmittel zu retten, wie den Gailtaler weißen Landmais, Kräuter zu sammeln und zu verarbeiten und alte vergessene Erdäpfelsorten anzubauen – in Gelb, Violett oder Rot.

Für Durchreisende lohnt sich ein Besuch der Edelgreißlerei in Kötschach-Mauthen – hier sind die regionalen Produkte versammelt zum Verkosten, Verkaufen oder Versenden. (Helga Gartner, RONDO 24.9.2019)