Bild nicht mehr verfügbar.

Die Grand-Slam-Bilanz 2019 ist eher überschaubar.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/ELSA

Die US Open sind für Dominic Thiem schon nach seinem ersten Match Geschichte, und damit ist auch sein Grand-Slam-Jahr 2019 mit einer für ihn sehr unerfreulichen Bilanz zu Ende gegangen. Der 25-Jährige wird erstmals seit Jahren seinen Geburtstag am 3. September nicht in New York feiern, sondern in der Heimat nach endgültiger Gesundung und Formaufbau streben.

Abgesehen vom herausragenden French-Open-Finale sind die Major-Turniere für Thiem in diesem Jahr danebengegangen: Eine Aufgabe in der zweiten Runde der Australian Open wegen einer Verkühlung hatte die Absage für den Davis Cup gegen Chile nach sich gezogen. In Wimbledon begann und endete Thiems Rasensaison mit einer Viersatzniederlage in Runde eins gegen Sam Querrey, und nun schied er bei seinen sechsten US Open erstmals ebenfalls zum Auftakt aus. Grund war neuerlich eine noch nicht überstandene Verkühlung.

Turnierplanung

Manager Herwig Straka sieht die Probleme auch in der Turnierplanung: "Die Sommersaison, verbunden mit Amerika – du kannst nur eines von beiden ernsthaft spielen. Das macht auch sonst keiner auf dem Level. Wenn du Top Five bist, musst du viel mehr und länger in den Turnieren spielen, hast nie die Wochen dazwischen, um dich auszurasten, das ist etwas, womit man lernen muss umzugehen und das Jahr danach zu planen."

Das Turnier in Kitzbühel war laut Straka nicht ausschlaggebend: "Es wäre zu einfach zu sagen, dass der Titel in Kitzbühel ein zu hoher Preis war. Es ist schade, dass er diese Euphorie von Kitzbühel nicht mitnehmen konnte. Es hat auch im Spiel gegen Fabbiano nur einen von zehn Breakbällen genutzt. Da bin ich nicht ganz zufrieden, wenn ich zehn Breakbälle herausspiele, dann muss er mehr verwerten." Trotzdem werde man "bei der Turnierplanung nächstes Jahr definitiv etwas anders machen".

Trainer Nicolas Massu dürfte jedenfalls nicht infrage stehen: "Stand heute passt das alles vom Sportlichen. Ich glaube, Nico leidet genauso wie wir darunter, dass im Training eigentlich alles klappt und in den Turnieren nicht mehr. Man sieht es ja schlagtechnisch, und ein paar Dinge wurden schon verändert, die funktionieren eigentlich. Ziel war, das Spiel schneller und variantenreicher machen.""

Gegen die Zeit verloren

Thiem selbst war nach dem Ausscheiden geknickt: "Ich habe definitiv den Wettlauf gegen die Zeit verloren. Es war zu wenig Zeit, ich bin im Vergleich zum letzten Jahr auch nicht hundertprozentig gesund. Das ist im Endeffekt dann einfach zu wenig, gegen jeden Gegner, der da kommen kann." Grund zur Besorgnis wegen seiner häufigen Verkühlungen sieht er nicht. "Ich glaube, dass zwei Verkühlungen pro Jahr relativ normal sind. Es hat jeder von den Spielern immer wieder irgendwelche Problemchen."

Ob ihm im Race und Ranking ein Rückfall droht, hängt vor allem vom New-York-Abschneiden von Daniil Medwedew, Kei Nishikori und Alexander Zverev ab. Nach dem Aus des Griechen Stefanos Tsitsipas, des Spaniers Roberto Baustista Agut und des Russen Karen Chatschanow droht von diesem Trio vorerst keine Gefahr.

Thiem sieht es als sehr unglücklich an, dass die Verkühlungen ausgerechnet bei zwei Grand-Slam-Turnieren passierten. Allerdings war er auch seit Jahren immer wieder bei punkteträchtigen Masters-1000-Events wegen Verkühlungen oder Infekten ausgefallen.

Tribute von Kitzbühel

Nicht unerwähnt wollte Thiem lassen, dass der Kitzbühel-Titel durchaus seinen Tribut gefordert habe. "Es waren zwar nur vier Matches gegen nicht so hoch gerankte Gegner, aber Kitzbühel war schon sehr emotional. Es hat schon sehr viel Energie aus mir rausgesaugt, schöne Energie zwar, aber trotzdem." Danach sei er direkt am Sonntag ins Flugzeug gestiegen und habe das ganze Programm heruntergespult. "Das ist dieses Mal nicht gutgegangen und war zu viel für den Körper. Im Endeffekt habe ich mich bis jetzt nicht davon erholt." Gesund werden steht nun im Mittelpunkt. "Ich muss es nehmen, wie es ist, und schauen, dass ich mich jetzt komplett erhole und für die restliche Phase vom Jahr wieder fit bin."

An das verlorene Match verschwendete Thiem nicht viele Gedanken. "Ich habe selbst gewusst, dass die Chancen sehr schlecht stehen. Ich bin halt enttäuscht über die ganze Situation, die ganze Amerika-Tournee ist einfach scheiße gelaufen." Abgesehen vom Viertelfinale in Kanada sei nichts Zählbares vorzuweisen. "Und ich fühle mich körperlich schlecht, da ist nicht viel Positives mitzunehmen."

Davis Cup: "50:50"

Weder den Davis Cup in Finnland (13. und 14. September) noch den Laver Cup wollte Thiem Dienstagabend infrage stellen, auch wenn es für beide Events keine Weltranglisten-Punkte gibt. Straka bezifferte die Chancen für den Finnland-Trip später allerdings nur auf "50:50".

Thiem bestätigte, mit "Stand jetzt bleibt das Programm so, wie es geplant ist". Allerdings müsse er nun nicht nur endlich gesund werden. "Dann brauche ich auch zehn Tage, dass ich mich wieder in gute Form bringe, weil ich habe sehr wenig trainiert."

Ob er 2020 diese Terminstrapazen wieder auf sich nehmen wird? "Nächstes Jahr ist eine Woche dazwischen Zeit", bezog er sich auf Kitzbühel und Toronto im kommenden Jahr. "Da ist das Ganze schon viel einfacher, deshalb ist für nächstes Jahr das Programm besser." (APA, red, 28.8.2019)