Foto: Youtube/s0lly

Dass man in Microsoft Excel deutlich mehr bewerkstelligen kann, als Buchhaltung abzuwickeln, weiß man schon länger. Ein japanischer User nutzt die Tabellenkalkulationssoftware etwa, um digitale Gemälde zu erschaffen. Selbst kleine Spiele lassen sich darin bauen, etwa eine (nicht ganz ernst gemeinte) 2D-Version von Minecraft.

Ein britische Entwickler, der auf Youtube unter dem Pseudonym "s0lly" firmiert, hat nun eine neue Möglichkeit entdeckt, Excel zweckzuentfremden. Und zwar mit einer Grafiktechnologie, die Nvidia seit der Einführung seiner RTX-Grafikkarten groß bewirbt: Raytracing.

s0lly

Der Weg der Lichtstrahlen

Dabei handelt es sich im Prinzip um die physikalisch korrekte Erzeugung Szenen mittels Strahlen, die vom Betrachter bzw. Lichtquellen aus "ausgesandt" und deren Reflexionen anhand von Form und Oberflächeneigenschaften "getroffener" Objekte physikalisch korrekt berechnet werden.

Das Verfahren sorgt für beeindruckende Ergebnisse, ist aber sehr leistungshungrig, weswegen es bislang praktisch nur im professionellen Bereich – etwa computergenerierte Szenen in Filmen – zum Einsatz gekommen ist. Grafikkarten der RTX-Reihe verfügen über eigene Rechenkerne, die darauf spezialisiert sind. AMD will mit der nächsten Generation seiner Grafikkarten nachziehen.

Eine zwingende Voraussetzung für Raytracing ist spezialisierte Hardware aber nicht. Das beweist etwa die Möglichkeit, etwa in Minecraft softwarebasiertes Raytracing auch mit aktuellen AMD-Grafikkarten zu verwenden.

Fleißaufgabe für den Prozessor

Doch zurück zu s0llys Projekt. Grundsätzlich kann man aber auch einfach den Prozessor die Rechenarbeit erledigen lassen. Und das ist exakt, was der Entwickler getan hat. Er hat eine 3D-Szene aus Kugeln mit unterschiedlichen Oberflächen erstellt, die über eine Anzeige aus 160 x 90 "Tabellenpixeln" – quadratische Zellen – dargestellt wird. Mit der Tastatur ist es möglich, den Betrachtungswinkel und –position zu ändern und sogar eine "Kamerafahrt" zu machen. Standardmäßig werden dafür bis zu 1.200 einzelne Bilder berechnet, die dann zu einer Animation verknüpft werden können. Der Wert ist aber auch änderbar.

Mit dieser Aufgabe ist aber selbst ein leistungsstärkerer PC eine gute Weile beschäftigt, wie ein Experiment von Heise zeigt. Dort probierte man das Ganze mit einem Ryzen 7 1700X (acht Kerne, 16 Threads) mit 32 Gigabyte RAM aus. Gut 30 Minuten dauerte es bei hoher CPU-Auslastung, ehe alle 1.200 Frames erzeugt waren.

Wer möchte, kann das Excel-Raytracing auch selbst ausprobieren. Die entsprechende Excel-Datei hat s0lly auf Github mitsamt Anleitung bereitgestellt. (gpi, 28.08.2019)